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Finanzierung von Universitätsstudien während der Reformation  – Studentische Briefe aus dem Stadtarchiv von Kaschau (Košice in der Ostslowakei)

Studienfinanzierung im reformationszeitlichen Kaschau

Iulia Capros

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Diese Untersuchung stützt sich auf einige der Primärquellen, die ich für die Abfassung meiner Promotion mit dem Titel „Auslandsstudium von Studenten aus Kaschau bis zum Ende der Reformation“ ausgewertet habe. Die Entscheidung, speziell auch der Finanzierung des Studiums Aufmerksamkeit zu widmen, geht auf meinen Eindruck zurück, daß dieser Aspekt ebenso bedeutsam wie der Anstieg oder das Sinken der Zahlen der Kaschauer Studenten im Ausland oder beispielsweise ihre geographische Verteilung ist, wenn man diese Gruppe beschreiben will und insbesondere wenn man ihre Beziehung zu ihrem Heimatort analysieren möchte. Dieser Aspekt bietet gleichzeitig eine gute Gelegenheit, die finanziellen Möglichkeiten der Bürger und der Stadt allgemein darzustellen. Zuletzt ist es ein Gradmesser für die Art von Interesse und Unterstützung, die die Stadtverwaltung von Kaschau den Studenten aus ihrer Stadt zukommen ließ.

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Eine wichtige Zusammenstellung von Quellen zur akademischen Peregrination der Bürger von Kaschau – nämlich die circa 95 Briefe, die an den Stadtrat und einzelne wichtige Vertreter der Stadt von den Studenten von ihren Universitäten oder höhere Schulen im Ausland gesandt wurden – befindet sich im Archiv der Stadt.

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Aus diesen Dokumenten geht hervor, daß der Stadtrat von Kaschau bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts aktiv in der Ausbildung seiner Bürger im Ausland involviert war. Zwei Epochen können - anhand der in den Studentenbriefen genannten Universitätsstandorte – unterschieden werden: Der erste Zeitraum von 1550 bis etwa 1620 ist geprägt von der hohen Zahl Studierender aus Kaschau einerseits an der Universität Wittenberg - 34 Briefe stammen von dort – und an der Schule St. Elisabeth in Breslau.  Der zweite Zeitraum beginn nach dem Jahr 1620 und endet in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Er ist geprägt von Veränderungen in der geographischen Ausrichtung der wissenschaftlichen Wanderungsbewegung der Studierenden aus Kaschau. Die Studenten begannen damals, andere Universitäten besonders in Nordeuopa – in England, den Niederlanden und Norddeutschland – zu besuchen. So kommt es, daß nur insgesamt drei Briefe in diesem Zeitraum noch aus Wittenberg stammen, darüber hinaus zwei aus Cambridge, einer aus Oxford, zwei aus Leiden, einer aus Rostock, jedoch achtundzwanzig aus Königsberg. Die Universität in Königsberg wurde in dem Maße beliebt bei Studenten, wie gleichzeitig die Attraktivität der Universität Wittenberg sank. Diese Beobachtung wird auch durch die Zahl der Immatruikulationen gestützt.

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Es ist nicht einfach in Erfahrung zu bringen, ob es in Kaschau eine Art etablierte Vorgehensweise bei der finanziellen Unterstützung von Mitbürgern bei ihren Studien im Ausland gab. Laut der Studentenbriefe und anderen Aufzeichnungen gab es verschiedene Arten der finanziellen Unterstützung und ebenso eine Unterscheidung zwischen den Nutznießern. Es ist leider nicht möglich, die dahinterstehenden Gründe für jeden Fall zu rekonstruieren. In einigen Fällen liegt nur ein einziger Brief einer konkreten Person im Stadtarchiv vor, in der Regel eine Bitte um finanzielle Unterstützung, und es ist nicht klar, ob es darauf überhaupt zur einer Antwort seitens des Stadtrates gekommen ist, oder nicht. Die Einträge in den städtischen Akten lassen ebenfalls keine Rückschlüsse über den Umgang mit vielen der identifizierten Fälle zu. Nichtsdestotrotz gibt es einige Individuen, zu denen dank einer Reihe von Briefen mehr Angaben gemacht werden können.

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