Sprache und Ausdruck
Allgemeines
Um es zum Einstieg einmal ganz deutlich zu sagen: Ein korrekter, nahezu fehlerfreier sprachlicher Ausdruck wird in der Geschichtswissenschaft als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt! Kenntnisse der grammatischen Regeln, der Rechtschreibung und der Zeichensetzung sowie ein sicheres Beherrschen eines angemessenen Ausdrucks sind Voraussetzung für ein erfolgreiches geisteswissenschaftliches Studium – die Sprache geht daher grundsätzlich in die Bewertung mit ein. Wenn Sie in diesem Bereich Defizite aufweisen, kümmern Sie sich deshalb frühzeitig und konsequent darum – die Sprachvoraussetzungen entsprechen in den geisteswissenschaftlichen Fächern im Prinzip den mathematischen Voraussetzungen vieler naturwissenschaftlicher oder sozialwissenschaftlicher Studiengänge.
Wenn Sie von einer Lese- und Rechtschreibstörung (LRS) betroffen sind, wenden Sie sich bitte frühzeitig an die prüfende Lehrperson, damit in einer gemeinsamen Besprechung ein angemessener und fairer Umgang mit der Situation vereinbart werden kann.
Es ist hier nicht der Platz, um auf alle Regeln und Feinheiten von Grammatik oder Rechtschreibung einzugehen. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe an Einführungswerken und hilfreichen Darstellungen für einen korrekten sprachlichen Ausdruck.[1] Auf einige Aspekte soll trotzdem kurz hingewiesen werden: Typische Fehler entstehen aber regelmäßig bei der Kommasetzung zwischen Haupt- und Nebensätzen[2], bei der sicheren Unterscheidung von das und dass und mit der (im Deutschen fast immer möglichen) Zusammenschreibung von zusammengesetzten Substantiven (Komposita), die häufig fälschlicherweise getrennt geschrieben werden. Nutzen Sie Korrekturschleifen (am besten mit anderen Personen), das Feedback der Lehrpersonen zu Ihren Arbeiten und das Angebot des Kompetenzzentrums Schreiben der Philosophischen Fakultät, um Ihre sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern.
Wissenschaftlicher Ausdruck
Entgegen verbreiteten Annahmen geht es in Ihrer Hausarbeit nicht darum, möglichst abstrakt, „gelehrsam“ oder hochgestochen zu formulieren. Das Ziel auch von wissenschaftlichen Texten ist es, Interesse zu wecken, zu überzeugen und vor allem verstanden zu werden! Dabei sollen diese Texte gleichzeitig einen möglichst nüchternen Tonfall aufweisen, präzise sein und offen auf die in ihnen beschriebenen und untersuchten Phänomene blicken.[3] Dass man manchmal tatsächlich den Eindruck bekommt, es ginge um möglichst verklausulierte und schwerverständliche Formulierungen, liegt an unterschiedlichen Merkmalen und Eigenheiten, die wissenschaftliche Texte kennzeichnen.
Erstens wird in diesen Texten Fachvokabular verwendet – keine wissenschaftliche Disziplin kommt ohne Fachbegriffe aus. Gerade bei der Bezeichnung von Prozessen, Forschungskonzepten oder im Grenzbereich zu anderen, benachbarten Disziplinen wie der Philosophie, der Soziologie, der Kulturwissenschaften usw. gibt es immer wieder Begriffe, über deren Bedeutung man sich bei der Lektüre und in der eigenen Verwendung klarwerden muss. Auch gegenüber den Leser*innen Ihrer Arbeit sollten Sie diese definieren, erläutern und/oder kritisch einordnen. Wenn Sie zum Beispiel auf die Konzepte der ‚Sattelzeit‘ oder der ‚Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen‘ des einflussreichen Historikers Reinhart Koselleck in Ihrer Arbeit zurückgreifen, dann hilft es wenig, wenn Sie sich hinter diesen Schlagworten einfach verstecken – gehen Sie transparent, und bestenfalls kreativ und kritisch mit diesen Konzepten um. Was meint die/der Urheber*in und die Forschung mit diesem Begriff? Wie wird er in Ihrer Arbeit konkret verwendet?
Zweitens entsteht der Eindruck abstrakter Texte sicherlich dadurch, dass in der Wissenschaft häufig gefordert wird, das Wort „ich“ (ähnliches gilt für „wir“ und auch für „man“) rhetorisch möglichst zu vermeiden. Natürlich sind Sie es, die/der Ihre Fragestellung zu beantworten versucht, und die Geschichtswissenschaft ist sich völlig darüber im Klaren, dass eine ‚objektive‘ Beschreibung der historischen Welt nicht möglich ist. Ihre Perspektive, Ihr ‚Sehepunkt‘ (so nannte es Johann Martin Chladenius im 18. Jahrhundert) prägt und formt Ihren Blick auf Geschichte in grundlegender Weise – und diese Standortgebundenheit ist kein Mangel, sondern vielmehr eine notwendige Bedingung historischer Erkenntnis.[4] Trotzdem geht es in einer wissenschaftlichen Arbeit auf der rhetorischen und argumentativen Ebene nicht um Ihre persönliche Meinung, Ihre Vorlieben oder Ihr Urteil gegenüber den Zeitgenoss*innen, sondern um eine möglichst plausible und überzeugende Darstellung, die die Relevanz Ihres Themas und die Überzeugungskraft Ihrer Interpretation der Materialien gleichsam „aus sich selbst heraus“ begründet.
Trotzdem gilt gleichzeitig: Ein grundsätzliches und „strenges“ Verbot von „ich“-Formulierungen wird immer wieder in Frage gestellt und möglicherweise ergibt die künftige Diskussion hier eine neue Haltung in dieser Frage. Im Zweifel fragen Sie bitte bei Ihrer Lehrperson nach – zum Beispiel dann, wenn Ihnen Formulierungen in den Texten auffallen, die Sie gemeinsam lesen oder wenn Sie sich bei Ihren eigenen wissenschaftlichen Arbeiten unsicher sind. Häufig werden Sie die Empfehlung finden, dass Sie Ihre Argumentation mit Formulierungen vorbringen sollen, die ohne ein ausdrückliches „Ich“ auskommen, also (bezogen auf Sie als Autor*in) personenneutral oder passivisch formuliert sind. Wenn es (an wenigen Stellen!) doch um eine ausdrückliche persönliche Beurteilung gehen soll, dann sollten Sie das selbstverständlich mit „ich“-Formulierungen kenntlich machen, davon sollte allerdings nur sparsam Gebrauch gemacht werden. Auch Formulierungen mit „wir“, so charmant sie erscheinen mögen, können auf die Leser*innen vereinnahmend und bevormundend wirken – sie sind also besser zu vermeiden.
Typische Formulierung: | Mögliche Alternative: |
„Ich beschäftige mich in dieser Arbeit mit…“ | → „In dieser Arbeit geht es um…“ / „In dieser Arbeit soll… betrachtet werden.“ |
„Das Thema interessiert mich deshalb so sehr persönlich…“ | → „Das Thema ist aus folgenden Gründen für die Forschung relevant…“ |
„Ich glaube, die Analyse dieser Quelle ist spannend.“ | → „Es erscheint vielversprechend, diese Quelle zu analysieren, weil…“ |
„Ich persönlich kann die Fürstin an dieser Stelle sehr gut verstehen…“ | → „Mögen aus heutiger Sicht die Ansichten der Fürstin sehr nachvollziehbar erscheinen, so soll in dieser Arbeit vor allem ihre zeitgenössische Wahrnehmung untersucht werden…“ |
„Man kann an dieser Stelle klar erkennen…“ | → „Es erscheint naheliegend, anzunehmen, dass…“ / „Es ist deutlich geworden, dass…“ |
„Nachdem wir uns im vergangenen Kapitel mit… beschäftigt haben, wollen wir uns nun mit… beschäftigen.“ | → „Im Mittelpunkt des vorangegangenen Kapitels stand… Im Folgenden geht es um…“ |
Unabhängig davon gilt: Bei Darstellungen vieler historischer Sachverhalte ist es überzeugend und sinnvoll, die verantwortlichen Personen (sofern bekannt und erkennbar) klar zu benennen und sie nicht in anonymen und abstrakten Passivkonstruktionen zum Verschwinden zu bringen! Geschichtswissenschaftler*innen interessieren sich für menschliches Denken und Handeln – und das in möglichst konkreter Weise. Achten Sie also darauf, dass Sie aus historischen Prozessen die Menschen, die handeln oder betroffen sind, sich äußern oder thematisiert werden, nicht herausstreichen. Auch hier gilt, dass Sie mit exemplarischen Einzelfällen häufig überzeugender auftreten, als wenn Sie abstrakte Verallgemeinerungen präsentieren. Noch ein wichtiger Hinweis zu Namen: Bezeichnen Sie historische Akteur*innen in der Regel nicht ausschließlich mit Vornamen (also nicht so, als würden Sie sie duzen).
Bei der Bezugnahme auf die Autor*innen der Forschungsliteratur werden übrigens die Titel von Forschenden weggelassen – es ist gegenüber den Thesen einer Person in der Arbeit völlig egal, ob sie Professor*in ist, einen Doktor*innengrad innehat usw. oder nicht.
Drittens sollen Sie in Ihrer Arbeit eine umgangssprachliche und auf der mündlichen Ausdrucksweise basierende Sprache möglichst vermeiden. Gefordert ist stattdessen ein professioneller standardsprachlicher Ausdruck. Dazu gehört, dass Sie auch keine emotional gefärbte Sprache verwenden: Natürlich dürfen und sollen Sie anschaulich schreiben, Ihr Text sollte aber nicht literarisch ausgeschmückt oder emotional aufgeladen sein. Wissenschaftliche Arbeiten beziehen ihre ‚Spannung‘ in der Regel nicht aus der Sprache, sondern aus den Argumenten. Seien Sie besonders mit allzu starken Adjektiven und bildlicher Sprache vorsichtig. Wenn Sie das Gefühl haben, eine sehr plakative Zuspitzung lieber mit Anführungszeichen (im Sinne von sozusagen) markieren zu müssen, dann ist das ein gutes Indiz, dass diese Formulierung im Ganzen eher unangemessen ist oder bestenfalls als bewusste rhetorische Abweichung in kleinen Dosen eingesetzt werden sollte. Ganz besonders haben Slang oder vulgäre Begriffe in einer Hausarbeit selbstverständlich keinen Platz.
Gendergerechte Sprache
Geisteswissenschaften wie die Geschichtswissenschaft basieren ganz zentral auf einem reflektierten Umgang mit Sprache – die Darstellung ist ein integraler Bestandteil des geschichtswissenschaftlichen Erkenntnisprozesses.[5]
Eine wichtige Anforderung an reflektierte akademische Texte besteht heute in der sprachlichen Geschlechtersensibilität. Wir empfehlen Ihnen ausdrücklich, in Ihren Arbeiten auf eine geschlechtersensible Sprache zu achten. Die Universität zu Köln hat dazu einen eigenen Leitfaden veröffentlicht. Demnach sind „sprachliche Formen zu finden und zu verwenden, die alle Geschlechter adäquat repräsentieren und durch die sich alle angesprochen fühlen.“[6] Gegenüber dem früher verwendeten generischen Maskulinum (das bedeutet: Bei der Bezeichnung von Personengruppen wird lediglich die grammatisch männliche Form als vermeintlich „neutrale“ Fassung verwendet, während die anderen Geschlechter bestenfalls „mitgemeint“ sind) und einer binären Geschlechteransprache (ausschließlich weibliche und männliche Form werden genannt) zielen neue sprachliche Konventionen darauf, alle Geschlechter zu repräsentieren. Dies kann zum Beispiel durch genderneutrale Formulierungen, Formen mit einem Gender-Sternchen (wie in diesem Leitfaden), mit einem Unterstrich oder mit einem Doppelpunkt geschehen:
Beispiel:
Statt „Studenten“… | …können Sie schreiben: |
„Studentinnen und Studenten“ (binär) oder | |
„Studierende“ (genderneutral) oder | |
„Student*innen“ (alle Geschlechter) oder | |
„Student_innen“ (alle Geschlechter) oder | |
„Student:innen“ (alle Geschlechter) |
Für welche Form Sie sich entscheiden, bleibt Ihnen überlassen – es ist auch möglich, die getroffene Entscheidung beim ersten konkreten Fall in einer Fußnote zu erläutern. Der erwähnte Leitfaden der Universität – und viele andere online auffindbare Materialien – helfen bei sprachlich weniger einfach umsetzbaren Fällen weiter. Die Diskussion um eine sprachlich eindeutige, pragmatische und zugleich inklusive Formulierungspraxis ist noch nicht abgeschlossen. Trotzdem gilt: Sich nicht zur Frage des Genderns zu verhalten und einfach die Form des generischen Maskulinums zu verwenden, gilt nach den Übereinkünften der Universität zur Vermeidung von Diskriminierung als problematisch.[7] Achten Sie wie bei allen Formalia darauf, in Ihren Arbeiten auch geschlechtergerechte Formulierungen einheitlich zu verwenden.
In historischen Fragestellungen kann die Frage teilweise knifflig werden, weil einerseits historische Ungleichbehandlungen aufgrund geschlechtlicher Zuordnungen und Diskriminierungsverhältnisse nicht verschleiert werden dürfen (Beispiel: Im Deutschen Kaiserreich durften nur Männer das aktive Wahlrecht ausüben, erst 1918 wurde für die Weimarer Republik ein neues Wahlrecht eingeführt – es erscheint daher irreführend, in vorherigen Zeiträumen auch von „Wählerinnen“ zu sprechen).
Andererseits gilt aber auch: Wenn man den Argumenten der Gender Studies konsequent folgt, dann lässt sich argumentieren, dass historische binäre Einteilungen in Frage gestellt werden können. In diesem Lichte wäre es angemessen, bei historischen Akteur*innen auch in vermeintlich eindeutigen Fällen konsequent zu gendern, da z. B. nicht alle zeitgenössisch (oder im Nachhinein) als Männer gelesene Personen sich notwendigerweise selbst mit diesem Geschlecht identifiziert haben müssen. Die inklusivere Formulierung wäre dann in jedem Falle angemessener und empirisch überzeugender.
Diese Fragen sind selten eindeutig zu beantworten – eine hohe Sensibilität bei der Analyse der Quellenmaterialien einerseits und in der sprachlichen Repräsentation in Ihrer Arbeit andererseits ist also geboten, das gilt ganz allgemein, aber eben auch besonders im Umgang mit der Kategorie Geschlecht.
Tempus (Zeitformen)
Achten Sie in Ihrer Arbeit konsequent auf die korrekte Zeitform Ihrer Verben. In sehr vielen Arbeiten liest man regelmäßig Darstellungen vergangener Vorgänge im Präsens. So soll ein hohes Maß an Anschaulichkeit und Spannung erreicht werden. Und obwohl man diese verlockende Form der Rede sogar „historisches Präsens“ nennt, ist sie für geschichtswissenschaftliche Arbeiten in der Regel unangemessen. Sie ist ein Kennzeichen vor allem journalistischer oder erzählerischer Texte, aber für eine analytische, um Nüchternheit bemühte Berichtsform in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht geeignet:
[Achtung] Negativbeispiel: „Es ist der 14. Juli 1789. In Paris brodelt es, die Menschen gehen auf die Straße.“ |
So sollten Sie in Ihren Hausarbeiten nicht formulieren. Abgesehen davon, dass diese Sätze stark verallgemeinern (Wer sind „die Menschen“?) und mit dem Wort „brodeln“ eine sehr bildhafte Sprache verwenden – was in einer wissenschaftlichen Arbeit häufig fehl am Platz ist oder zumindest wohldosiert eingesetzt werden sollte – wird hier im Präsens formuliert. Diese Form der Rede ist sehr suggestiv und nimmt die Leser*innen direkt in das Geschehen mit. In der Wissenschaft werden Formulierungen wie diese aber als reißerisch und effekthascherisch wahrgenommen.
Stattdessen gilt, dass alle Schilderungen, die die Vergangenheit betreffen, konsequent in das Präteritum, also in die Vergangenheitsform gesetzt werden müssen! Benötigen Sie davor eine Zeitstufe (für berichtete Zusammenhänge, die noch weiter in der Vergangenheit liegen), dann benutzen Sie das Plusquamperfekt (Vorvergangenheit).
Trotzdem werden auch in einer geschichtswissenschaftlichen Arbeit einige Bestandteile in das Tempus des Präsens gesetzt: Alle moderierenden Aussagen über Ihre Arbeit oder Ihre Argumentation selbst sind natürlich gegenwärtig und werden deshalb auch so formuliert. Das gleiche gilt, und das ist besonders wichtig, für die Wiedergabe von Inhalten und Positionen aus der Literatur und (!) aus historischen Quellen, denn diese sind ja ebenfalls nicht vergangen, sondern in der Gegenwart vorhanden. Achten Sie bei der Lektüre geschichtswissenschaftlicher Texte einmal genauer darauf, wie die Zeitformen dort verwendet werden – oft kann man sich von anderen Autor*innen einige Gepflogenheiten und Tricks abschauen.
Indirekte Rede im Konjunktiv
Die indirekte Rede wird von Eckert und Beigel als „vielleicht das wichtigste Instrument“ von Historiker*innen beschrieben: Sie ermögliche es, „die für echte Erkenntnis nötige Distanz zu wahren.“[8] Indirekte Rede steht im Konjunktiv und macht ganz allgemein deutlich, dass Sie die Auffassungen einer anderen Person wiedergeben. Achten Sie darauf, dass Sie den Konjunktiv I verwenden, dieser lässt sich aus der Grundform bzw. dem Indikativ Präsens eines Verbs herleiten (z. B. schreiben → er / sie / es schreibe). Der Konjunktiv II hingegen (hergeleitet aus dem Präteritum, z. B. schrieb → schriebe) wird für irreale Rede oder für eine zusätzliche inhaltliche Distanzierung vom Gesagten verwendet. Lediglich dann, wenn der Konjunktiv I nicht eindeutig erkennbar ist, sollte an seiner Stelle der Konjunktiv II verwendet werden.[9]
Beispieltabelle Konjunktivformen:
Hinweise: In der folgenden Tabelle finden Sie eine knappe Gegenüberstellung von Indikativ- und Konjunktivformen. Da in wissenschaftlichen Arbeiten eine indirekte Rede nahezu ausschließlich in der 3. Person erfolgt, ist die Tabelle auf „er / sie / es“ (Singular) einerseits und „sie“ (Plural) andererseits beschränkt. Neben dem exemplarischen Verb schreiben sind auch die entsprechenden Formen der Hilfsverben sein, haben und werden angegeben – diese benötigen Sie besonders häufig („es sei hervorzuheben, dass“ / „daran werde deutlich, dass…“), aber zum Beispiel auch für die Bildung des Konjunktiv Perfekt oder für Passivformen. Fälle, in denen der Konjunktiv I nicht vom Indikativ Präsens unterschieden werden kann, sind mit einem * markiert – hier ist der Konjunktiv II zu verwenden.
| Indikativ | Konjunktiv I | Indikativ Präteritum | Konjunktiv II |
sein |
| |||
er / sie / es | ist | sei | war | wäre |
sie | sind | seien | waren | wären |
haben |
|
|
|
|
er / sie / es | hat | habe | hatte | hätte |
sie | haben | haben* | hatten | hätten |
werden |
|
|
|
|
er / sie / es | wird | werde | wurde | würde |
sie | werden | werden* | wurden | würden |
schreiben |
|
|
|
|
er / sie / es | schreibt | schreibe | schrieb | schriebe |
sie | schreiben | schreiben* | schrieben | schrieben |
Umschreibungen in der indirekten Rede mit „würde“ (z. B. „er würde schreiben“) sind umgangssprachlich zwar verbreitet, sollten in einem schriftlichen wissenschaftlichen Text allerdings in der Regel keine Verwendung finden. In seltenen Fällen kann man darauf zurückgreifen, wenn der benötigte Konjunktiv sehr gestelzt wirkt oder schlicht „ungebräuchlich“ ist.[10]
Indirekte Fragen
Ein abschließender Hinweis betrifft die indirekten Fragen. Häufig finden sich in Hausarbeiten direkte Fragen – diese sind erkennbar vor allem am Fragezeichen und der veränderten Satzstellung. Eine direkte Frage hat auf die Leser*innen eine hohe suggestive Wirkung und ist daher ein starkes rhetorisches Instrument. Natürlich kann man in einer Arbeit dann und wann eine direkte Frage stellen: Warum sollte man das nicht tun dürfen? Doch in den meisten Fällen unterbricht eine direkte Frage den Lesefluss und beinhaltet einen direkten Dialogaufruf an die Leser*innen. Für viele Frageaspekte Ihrer Arbeit, ganz besonders die zentrale Fragestellung, empfiehlt es sich daher, mit einer indirekten Frage zu operieren. Diese stellt eine direkte Frage so um, dass ein Aussagesatz (mit einem Punkt am Ende!) entsteht – das ist rhetorisch viel besser in den Lesefluss integriert und entspricht häufig dem nüchternen Tonfall einer wissenschaftlichen Arbeit viel eher. Indirekte Fragen behalten das Fragewort, aber sie werden als Nebensätze formuliert. Das Prädikat steht dementsprechend hinten. Nahezu jede direkte Frage lässt sich in einen inhaltlich gleichwertigen indirekten Fragesatz umformulieren, nutzen Sie dazu als Konjunktion die üblichen Fragewörter, die meist mit „W“ beginnen, in den anderen Fällen brauchen sie meist die Konjunktion „ob“.
Beispiele für direkte Fragen und ihre Umformulierung in indirekte Fragen
Direkte Frage: | Indirekte Frage |
„Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet: Welche Auswirkungen hatte die sog. Kleine Eiszeit in Europa?“ | → Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet, welche Auswirkungen die sog. Kleine Eiszeit in Europa hatte.“ |
„Warum brach der Erste Weltkrieg aus?“ | → „Es soll untersucht werden, warum der Erste Weltkrieg ausbrach.“ |
„Veränderte sich das Alltagsleben in Köln in der Zeit der französischen Herrschaft?“ | → „Es steht die Frage im Vordergrund, ob sich das Alltagsleben in Köln in der Zeit der französischen Herrschaft veränderte.“ |
[1] Vgl. z. B. Breuer et. al., Wissenschaftlich schreiben; Staaden, Steffi, Rechtschreibung und Zeichensetzung endlich beherrschen, Paderborn 22016 und Hoffmann, Monika, Deutsch fürs Studium. Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und Stil, Paderborn 42021.
[2] Sehr oft liest man falsche Kommata nach adverbialen Bestimmungen am Satzanfang, Beispiel: „Nach dem Staatsstreich Napoleons am 9 November 1799 [kein Komma!] wurde dieser zur bestimmenden Figur in der Politik der Französischen Republik.“ Andere Präpositionen in adverbialen Bestimmungen, die besonders dazu verleiten können, ein Komma zu setzen sind „aufgrund“, „trotz“, „während“ und „anstatt“. Da eine adverbiale Bestimmung keinen eigenständigen (Neben-)Satz darstellt, wird sie nicht mit einem Komma vom Hauptsatz abgetrennt.
[3] Kühtz, Wissenschaftlich formulieren.
[4] Vgl. zum Thema Standortgebundenheit z. B. Emich, Frühe Neuzeit studieren, S. 46–57.
[5] Vgl. z. B. Kocka, Geschichte als Wissenschaft, S. 18f.
[6] Gäckle, Annelene (Hrsg.), Überzeugendere Sprache. Leitfaden für geschlechtersensible Sprache, 7. überb. und erw. Auflage, Juni 2021, URL: https://gb.uni-koeln.de/gendersensible_sprache/index_ger.html (letztes Abrufdatum: 5.12.2023).
[7] Ebd., S. 6.
[8] Beigel / Eckert, Historisch Arbeiten S. 206.
[9] Vgl. dazu ausführlich und mit Übungen versehen: Hoffmann, Deutsch fürs Studium, S. 155–161.
[10] Vgl. Hoffmann, Deutsch fürs Studium, S. 156f. Dort auch anhand von Beispielen erläutert.