Inhalt und Aufbau einer Hausarbeit
Wissenschaftliche Arbeiten folgen letztlich immer dem gleichen Grundschema. Das beginnt schon beim Titel: Natürlich soll dieser den Leser*innen klarmachen, worum es in Ihrer Arbeit eigentlich geht – und nicht zu allgemein sein. Sie können das Thema direkt und „trocken“ benennen – siehe Beispiel (a). Sie können den Titel aber auch zweiteilen (in einen Haupt- und einen Untertitel) und haben dann mehr rhetorischen Spielraum: So könnte der Haupttitel zum Beispiel eine allgemeine Frage oder eine (zugespitzte) These benennen, die dann durch den Untertitel so erläutert und konkretisiert wird, dass der eigentliche Gegenstand der Untersuchung deutlich wird – wie in Beispiel (b):
Beispiele
(a) Eine Untersuchung der politischen Kultur der Französischen Revolution am Beispiel der Marseillaise zwischen 1792 und 1795
(b) „Zu den Waffen, Bürger!“ – Eine Untersuchung der Marseillaise als Bestandteil der politischen Kultur der Französischen Revolution zwischen 1792 und 1795
Zusammengefasst enthält Ihre Arbeit folgende Elemente:
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Einleitung
Ihre Ausarbeitung beginnt mit der Einleitung. Es gibt eine Reihe fester Bestandteile, die Ihre Einleitung braucht, um sinnvoll in Ihre Arbeit einzuführen – die hier angeführte Reihenfolge muss dabei nicht zwangsläufig eingehalten werden, ist aber naheliegend:
- Formulieren Sie einen gelungenen Auftakt in Ihr Thema – das kann ein besonders prägnantes oder kontroverses Zitat aus einer Quelle oder aus einem Text der Forschungsliteratur sein, ein aktuelles Problem oder eine allgemeine These. Auch ein passendes, zuspitzendes Zitat aus einem aktuellen journalistischen Artikel oder einem ganz anderen Medium könnte hier sehr wirkungsvoll sein. Das zentrale Ziel: Versuchen Sie, die Aufmerksamkeit der Leser*innen zu wecken, die ja Ihre konkrete Fragestellung und Ihre Argumente noch nicht kennen! Natürlich sollten Sie diesen Effekt auch nicht übertreiben, Ihre Arbeit soll seriös bleiben. Trotzdem wollen die Leser*innen überzeugt und abgeholt werden.
- Ist der Einstieg geglückt, werden Sie nun konkreter: Stellen Sie das Thema Ihrer Arbeit vor: Skizzieren Sie die Problemstellung, führen Sie in den Untersuchungsgegenstand ein und entwickeln Sie Ihre leitende Fragestellung. Was ist Ihr „Erkenntnisinteresse“, also: Was wollen Sie herausfinden? Warum ist das interessant? Welche möglichen Arbeitsthesen ergeben sich für Ihre Untersuchung? Da eine wissenschaftliche Arbeit keine Dramatik im Sinne eines Spannungsbogens braucht, können Sie die Ergebnisse Ihrer Arbeit sogar schon andeuten (deshalb kann man eine Einleitung übrigens auch nie als erstes in eine finale Fassung bringen – am Ende der Untersuchung muss die Einleitung immer noch einmal überarbeitet werden).
- Wichtiger Bestandteil der Einleitung ist außerdem ein (knapper) Überblick über den Forschungsstand, auf dem ihre Arbeit aufbaut, und die von Ihnen verwendeten Quellen. Sie sollten versuchen, Ihre Arbeit innerhalb der bestehenden Forschung einzuordnen. An welche Arbeiten und Autor*innen schließen Sie besonders an? Wo ist Ihre Quelle bereits erschlossen worden? Treffen Sie hier eine Auswahl der wichtigsten Titel, stellen Sie also nicht Ihr ganzes Literaturverzeichnis vor. Wichtig: Alle genannten Titel müssen Sie in Fußnoten belegen! Das bedeutet also: Eine wissenschaftliche Einleitung kommt nicht ohne Literaturbelege aus! Weitere Informationen zum Forschungsstand finden Sie hier.
- Weiterhin liefern Sie in der Einleitung einen Überblick über die Gliederung Ihrer Arbeit: Geben Sie den Leser*innen einen Überblick über die Hauptkapitel und den Argumentationsverlauf: Was passiert wo? Wie kann man sich in Ihrer Arbeit orientieren?
- Je weiter Sie im Studium fortschreiten, desto mehr unterschiedliche Methoden (also spezifische wissenschaftliche Verfahren und Analysetechniken) werden Sie kennenlernen und ggf. auch selbst ausprobieren. Wenn Sie z. B. Bilder als historische Quellen analysieren, dann gehen Sie dabei anders vor als in einer textbasierten (häufig „hermeneutischen“) Quellenanalyse.[1] Wenn Sie eine spezielle Methode verwenden, dann erläutern Sie diese auch in der Einleitung – oder ausführlicher an einer sinnvollen Stelle (zu Beginn) Ihres Hauptteils.
Ihre Einleitung braucht für diese Schritte ausreichend Platz. Damit der Fließtext in Ihrer Arbeit sinnvoll aufgeteilt ist, sollten Sie möglichst 10% der zur Verfügung stehenden Seiten für die Einleitung einplanen und verwenden – und das obwohl Sie hier noch gar nicht im eigentlichen Sinne thematisch arbeiten.
Hauptteil
Im Hauptteil geht es dann mit der thematischen Bearbeitung los. Der Hauptteil ist dabei üblicherweise kein separates Kapitel mit diesem Namen, sondern ist meist in mehrere (Haupt-)Kapitel und ggf. Unterkapitel unterteilt. Hier geht es nun zur Sache: Im Hauptteil wird Ihre Fragestellung bearbeitet und Sie versuchen, Schritt für Schritt Antworten auf Ihre Leitfrage(n) zu finden.
Entwickeln Sie dabei für die Leser*innen einen roten Faden: Bevor Sie zur konkreten Analyse Ihres Materials (also z. B. Ihren recherchierten historischen Quellen) kommen, stellen Sie sich dabei die Fragen: Welches grundsätzliche Wissen und welche Kontextinformationen werden für das Verständnis meines Themas gebraucht? Welche Begriffe, Forschungskonzepte und Fachdiskussionen muss ich präsentieren und erläutern?
Stellen Sie sich Ihre Leser*innen dabei als geschichtswissenschaftlich interessierte Personen vor, die aber selbst keine Expert*innen sind – Sie werden die Arbeit aufmerksam und motiviert verfolgen, aber bis auf ein paar wenige basale Schlagworte und Jahreszahlen haben sie von Ihrem konkreten Thema noch nichts Genaueres gehört. Damit am Ende alle Informationen und Argumente auch richtig ankommen, bilden Sie Schwerpunkte und konzipieren Sie in Ihrer Arbeit einen roten Faden, der durch Ihre Untersuchung führt. Unter vielen Gründen ist es auch deshalb hilfreich, wenn eine außenstehende Person Ihre Arbeit vor der Abgabe gegenliest. Geht der rote Faden auf? Oder kann Ihr Publikum den Ausführungen nicht gut folgen, weil zwischendurch etwas Essentielles zum Verständnis fehlt oder Sie abschweifen?
Grundsätzliche Operationen in Ihrer Arbeit sind es, historische Entwicklungen oder Ereignisse darzulegen, Forschungspositionen und Argumente aus der Sekundärliteratur aufzugreifen und kritisch zu beurteilen sowie selbst historische Quellen zu analysieren und zu interpretieren. Damit alles – und vor allem die eigene (Quellen-)Analyse – Platz genug findet, verzichten Sie auf ausschweifende Nacherzählungen historischer Gegebenheiten, auch wenn es gerade zu Beginn des Studiums schwerfallen mag. Ihre Arbeiten sind keine Allgemeindarstellungen, sondern eine an konkreten Problemen und Untersuchungsgegenständen entlang strukturierte Analyse. Beschränken Sie historische Abrisse auf ein Mindestmaß – nutzen Sie den knappen Platz lieber dafür, Zusammenhänge zwischen den Materialien herzustellen und die Forschung, aber auch Ihre Quellen mit spannenden Fragen und Perspektiven zu konfrontieren. Dazu müssen die historischen Informationen oft gar nicht umfassend dargestellt werden.
Die Gliederung Ihrer Arbeit darf eigenständig und kreativ sein – solange sie zugleich logisch und stringent ist. Wenn Sie sich mit der Erarbeitung einer eigenen Gliederung schwertun, dann ist es für viele Fragestellungen hilfreich, den Hauptteil wie folgt aufzubauen: Zunächst erläutern Sie knapp den historischen Kontext (zur Orientierung für die Leser*innen) und gehen dann auf die wichtigen Begriffe und Probleme der Forschung ein, auf die sich Ihre Fragestellung bezieht. Im Anschluss folgt der „Hauptteil im Hauptteil“, nämlich die Analyse Ihrer Quelle(n) als Kern Ihrer Arbeit. Stellen Sie das Material kurz vor und arbeiten Sie dann quellenkritisch diejenigen Beobachtungen aus den Zeugnissen heraus, die Sie in der daran anschließenden Interpretation benötigen – die also zur forschungsgestützten Entwicklung, Stützung oder Infragestellung Ihrer These(n) dienen. In den Einführungen, die in diesem Leitfaden zitiert werden, aber auch in den Lehrveranstaltungen, die Sie besuchen, wird immer wieder eingeübt werden, wie man „quellenkritisch“ arbeitet. Sichern Sie im Hauptteil außerdem Ihre Ergebnisse immer wieder in Zwischenfazits – umso leichter fällt es den Leser*innen, Ihnen zu folgen.
Es wurde bereits erwähnt: Einfache kausale Erklärungsmuster gibt es in der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung selten, stattdessen sind fast immer viele beeinflussende Faktoren an der Entwicklung einer historischen Situation beteiligt. Welche Sie dabei besonders hervorheben oder welchen Erklärungs- oder Deutungsansatz Sie für Ihre Arbeit besonders plausibel machen, basiert auf Ihrer fachlichen Beurteilung der Materialien. Nehmen Sie die Leser*innen mit! Fassen Sie Zwischenergebnisse immer wieder zusammen und führen Sie mit kurzen sinnvollen Überleitungen Ihr Publikum durch die Argumentation – moderieren Sie also. Beispiel: „In diesem Kapitel wurde der Begriff XY vor dem Hintergrund seiner Forschungsgeschichte skizziert. Mit der herausgearbeiteten Arbeitsdefinition soll im folgenden Kapitel das eingangs beschriebene Quellenzeugnis konfrontiert werden.“
Fazit und Ausblick
Das letzte Kapitel Ihrer Arbeit – Sie ahnen es – ist das Fazit. Ganz wichtig ist dabei der Grundsatz: Es folgen hier keine neuen inhaltlichen Aspekte mehr! Stattdessen ist die erste Aufgabe des Fazits, für das Sie übrigens wieder 10% Ihrer Arbeit reservieren sollten, die wichtigsten Stationen Ihrer Arbeit zusammenzufassen: Die Forschungsfrage, die genannten Informationen, die Untersuchung und allgemein den Argumentationsgang Ihrer Arbeit – möglichst präzise und knapp.
Der zweite Bestandteil eines gelungenen Fazits ist ein Ausblick: Wo stand die Forschung vor Ihrer Arbeit – und was hat Ihre Argumentation nun verändert und zur Forschung beigetragen? Welche spannenden Anschlussfragen – oder in Ihrer Arbeit ausgeblendeten Perspektiven – könnten nun von anderen Forscher*innen lohnend weiter untersucht werden? Seien Sie dabei selbstbewusst (wenn auch nüchtern), aber auch selbstreflektiert. Selten ist es möglich, in schriftlichen Seminararbeiten die geschichtswissenschaftliche Welt aus ihren sprichwörtlichen Angeln zu heben – die Fragestellung einer solchen Arbeit ist ja häufig sehr spezialisiert und kleinteilig – und doch sind die Ergebnisse Ihrer Arbeit und Ihre Argumente ein Beitrag zu einer Forschungsdiskussion. Und als solchen sollten Sie ihn auch darstellen.
Eine wichtige Ergänzung zum Aufbau der Arbeit: Die drei Hauptbestandteile – Einleitung, Hauptteil und Fazit – sollten in ihren Aussagen eng aufeinander bezogen werden. Kurzgesagt formulieren Sie in Ihrer Einleitung, was Sie in der Arbeit tun, im Hauptteil tun Sie das dann ausführlich und im Fazit führen Sie noch einmal zusammen, was Sie getan haben. Natürlich soll Ihre Arbeit nicht redundant formuliert sein, aber trotzdem taucht das Hauptanliegen Ihrer Arbeit also insgesamt dreimal auf. Beim Schreiben empfiehlt es sich, entweder direkt mit dem Hauptteil zu beginnen (und die Einleitung zuletzt zu schreiben) oder erst einmal eine vorläufige (!) Einleitung zu formulieren, die Sie am Ende noch einmal so überarbeiten, dass alles zusammenpasst – sodass Sie z. B. keine Ankündigungen machen, die im weiteren Verlauf der Arbeit nicht mehr eingelöst werden, weil sich zwischenzeitlich im Arbeitsprozess Ihr Fokus oder Ihre Gliederung verändert haben. Die drei Hauptbestandteile müssen zusammenpassen.
Wissenschaftlicher Apparat: Literatur- und Quellenverzeichnis
Der letzte inhaltliche Bestandteil Ihrer Arbeit ist der wissenschaftliche Apparat. Obwohl er nicht mehr zum Fließtext dazugehört, ist er für die Arbeit unverzichtbar – denn darin werden alle Nachweise verwendeter Materialien zusammengestellt. Folgende Bestandteile gibt es hier:
- Abbildungsverzeichnis (sofern Statistiken, Bilder o. ä. benutzt)
- Abkürzungsverzeichnis (sofern viele Abkürzungen verwendet)
- Quellenverzeichnis (in (fast) jeder Hausarbeit notwendig!)
- Literaturverzeichnis (in jeder Hausarbeit notwendig!)
In den Verzeichnissen müssen alle verwendeten Texte bzw. Quellenmaterialien auftauchen – und keine weiteren. Die Mengen der in den Fußnoten auftauchenden und in den Verzeichnissen aufgelisteten Materialien müssen also identisch sein. Verzichten Sie bei den Einträgen im Literaturverzeichnis auf die Angabe spezieller Seitenzahlen der verwendeten Zitate, sondern geben Sie den ganzen Text an (bei Aufsätzen geben Sie trotzdem Seitenzahlen an, und zwar den ganzen Seitenbereich des jeweiligen Textes).
Die Einträge in den Verzeichnissen werden jeweils nicht nummeriert und nicht mit Spiegelstrichen versehen. Das Literaturverzeichnis wird nicht weiter unterteilt – ob die Materialien Aufsätze, Sammelbände, Online-Beiträge oder Monografien sind, spielt also hier keine Rolle!
Achtung: Bitte achten Sie besonders darauf, Ihre Online-Beiträge nicht als „Internetquellen“ zu bezeichnen – das ist, wenn es sich nicht wirklich ausdrücklich um digitale oder digitalisierte historische Quellen, sondern Literatur handelt, schlicht falsch. Beachten Sie also auch hier den besonderen Quellenbegriff der Geschichtswissenschaft!
Ordnen Sie das Verzeichnis einfach alphabetisch nach den Nachnamen der jeweiligen Verfasser*innen des jeweiligen Beitrags. Personen mit einem Namenszusatz wie „von“ werden in der Regel nicht unter „V“ einsortiert, sondern unter dem danach folgenden Nachnamen. Denken Sie dabei zum Beispiel an Johann Wolfgang von Goethe oder Leopold von Ranke – beide würden Sie sicher nicht unter „V“ suchen.
Im Quellenverzeichnis können Sie zwischen ungedruckten Quellen (also z. B. Dokumenten aus einem Archiv) und gedruckten Quellen (also Quellen, die in einer Quellenedition veröffentlicht worden sind) unterteilen. Weitere Informationen dazu finden Sie auf dieser Seite des Leitfadens.
Eigenständigkeitserklärung
Der allerletzte Bestandteil Ihrer Hausarbeit ist eine Erklärung über die selbstständige Bearbeitung, eine sog. „Eigenständigkeitserklärung“, in der Sie mit Ihrer Unterschrift versichern, dass alle von Ihnen herangezogenen Materialien und Hilfsmittel in der Arbeit angegeben worden sind. Diese Erklärung muss mit einem Datum versehen und unterschrieben werden (auch digital). Bei Abschlussarbeiten (also Bachelor- und Masterarbeiten) verwenden Sie bitte eine eidesstattliche Versicherung statt der einfachen Eigenständigkeitserklärung. Die Eigenständigkeitserklärung muss nicht im Inhaltsverzeichnis der Arbeit auftauchen, es ist aber auch kein Fehler, sie dort anzugeben. Die Texte der Eigenständigkeitserklärungen finden Sie unten auf der Seite zum Download sowie den Wortlaut der Eigenständigkeitserklärung für Hausarbeiten im nächsten Absatz:
Eigenständigkeitserklärung gemäß Prüfungsordnung der Bachelor-Studiengänge der Philosophischen Fakultät, § 12, Abs. 3 b für Hausarbeiten:
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne die Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten und nicht veröffentlichten fremden Schriften entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht.
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(Datum, Unterschrift)
[1] Budde/Freist, Verfahren, Methoden, Praktiken.