Aussagekraft der Modellierungstechnik
Im Zusammenhang mit 3D-Rekonstruktionen und -Modellen hört man öfters den Begriff CAD (engl. computer-aided design) als synonym dafür. Dies ist aber falsch, denn CAD bezeichnet nur eine weitere Ausprägung von 3D-Modellierung. Hierbei geht es vor allem um eine stark technisch (im Sinne von Ingenieurwesen) orientierte Modellierung und der Erstellung von Modellen, die präzise und vorhersehbar anhand von mathematischen Repräsentationen erstellt werden; hierunter zählt die zuvor beschriebene Methode der kurvenbasierten Modellierung. CAD-Anwendungen (wie z.B. AutoCAD der Firma Autodesk) sind dabei spezifisch auf diese technischen Anforderungen ausgelegt und dienen vor allem dazu Konstruktionszeichnungen und -modelle (mit entsprechender Bemaßung) zu erstellen. Ziel von CAD-Modellen ist es in den meisten Fällen, daraus ein physisches Objekt zu erstellen, weswegen sie so präzise (je nach Fachgebiet im Nanometerbereich) wie möglich sein müssen.
► entsprechend kann man also bei einem mithilfe von CAD erstelltem Modell davon ausgehen, dass die erstellende Person sehr wahrscheinlich einen Hintergrund als technische(r) Zeichner*In, Architek*In oder aus Ingenieursberufen hat und/oder es in der Projektplanung besondere Anforderungen für diese präzisen kurvenbasierten Modelle gegeben hat; dies könnte z.B. eine weitere Verwendung für eine Simulation bestimmter Eigenschaften (wie etwa Gebäudestatik) sein oder auch die Implementierung in bestimmten begleitenden Workflows wie BIM.
Polygonmodellierung auf der anderen Seite ist ein eher kreativer Schaffensprozess, wobei hier erstellte Modelle auch nach entsprechenden Maßen präzise erstellt werden können (vor allem, wenn es um Objekte wie Gebäude oder sonstige Gegenstände geht, aber auch organische Objekte sind möglich). Das Ziel ist hier aber kein technisch präzises Modell für Ingenieursanwendungen, sondern in erster Linie eine visuelle Repräsentation. Die Genauigkeit leidet bei Polygonmodellierung gegenüber den mathematischen Modellierungen auch erst, sobald man hohe Zoomfaktoren hat oder besagte runde Formen ins Spiel kommen. Sie lassen sich aber gegenüber CAD-Modellen deutlich leichter mit (realistischen) Farben und Details versehen, was bei vielen CAD-Modellen wegen ihrer technischen Natur gar nicht notwendig und vorgesehen ist; auch ist die Einstiegshürde für Polygonmodellierung deutlich geringer, da CAD-Modellierung viel mehr mit technischem Zeichnen oder anderen Ingenieursanwendungen verbunden und weniger intuitiv ist.
► entsprechend kann man also bei einem mithilfe von Polygonmodellierung erstelltem Modell davon ausgehen, dass die erstellende Person sehr wahrscheinlich einen eher kreativen Hintergrund als (3D-)Grafiker*In hat oder aus der Film- oder Werbebranche oder Videospielentwicklung stammt; gleichzeitig ist es durch die niedrigere Einstiegshürde der Polygonmodellierung auch möglich, dass z.B. ein/e Wissenschaftler*In selbst das Modell erstellt haben könnte oder eine andere Person, welche diese Art der Modellierung nur als Hobby betreibt. Auch deutet die Nutzung dieser Modellierungsart daraufhin, dass – auch wegen der deutlich einfacher zu realisierenden Kolorierungsoptionen – das erstellte Modell hauptsächlich zur Visualisierung oder Repräsentation erstellt worden ist, ohne damit weiterführende Untersuchungen vornehmen zu wollen.