Resümee – Editorische Herausforderungen und Chancen im digitalen Zeitalter
"Digital ist besser"? Ob sich digitale Editionsformen langfristig gegenüber Quelleneditionen in Buchform behaupten werden, ist gegenwärtig zwar noch nicht definitiv absehbar, aber wohl doch wahrscheinlich. In diesem Zusammenhang spielt neben der Frage der Qualität zweifelsohne der letztlich nicht kalkulierbare Faktor der individuellen Vorlieben des Nutzers eine gewichtige Rolle. Allerdings ist bereits gegenwärtig erkennbar, dass digitale Editionen allmählich die nötige Akzeptanz der Zunft erringen. Dass es bereits digitale Quelleneditionen gibt, die den hohen Standards der einschlägigen Editionen in Buchform in nichts nachstehen und selbst neue Standards zu setzen in der Lage sind, zeigt jedenfalls das große Potenzial digitaler Quelleneditionen. Die im Rahmen dieses Tutoriums nur ansatzweise aufgezeigten Möglichkeiten, die sich der Editorik schon jetzt bieten, sind jedenfalls editorische Herausforderung und Chance zugleich, denn das digitale Potenzial muss auch in der Praxis ausgeschöpft werden.
Studierende und historisch Interessierte tun auf jeden Fall gut daran, sich mit digitalen Quelleneditionen auseinanderzusetzen. Sie nicht zu konsultieren hieße, die Augen vor den großen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters zu verschließen, denn sie bieten ein hilfreiches und grundlegendes Arbeitsinstrument für HistorikerInnen. Insofern sei am Ende dieses Tutoriums Patrick Sahle zitiert, einer der führenden Experten zu digitalen Editionen: "Wenn es darum geht, für die Forschung inhaltsreiche, anspruchsvolle und zeitgemäße Editionen bereitzustellen, dann führt an digitalen Formen kein Weg vorbei. [...] Gerade für eine auf die Zukunft ausgerichtete Grundlagenforschung können nicht dauerhaft die Methoden und Medien der Vergangenheit eingesetzt werden. Der allgemeine wissenschaftliche Fortschritt ist vielmehr darauf angewiesen, dass das kulturelle Erbe mit den besten Verfahren immer wieder neu erschlossen und für neue Fragestellungen zugänglich gemacht wird." (Sahle, Editionsformen, 2013, Bd. 2, S. 123) Es bleibt zu hoffen, dass dieses Postulat nicht ungehört verhallt!