Fachinformationsdienste
Fachinformationsdienste (FID) bieten einen zentralen Zugang zu fachrelevanten Informationsressourcen - unabhängig von der Medienart und vom Anbieter. Neben bibliographischen Nachweisen selbständiger und unselbständiger Publikationen finden sich auch digitale Volltexte, thematisch einschlägige Webseiten oder sonstige Fachinformation wie Adressen von Institutionen und Termine. Anders als bei der Suche mit Google & Co. entfällt im Fachinformationsdienst jedoch die Notwendigkeit, die Fundstücke auf ihre fachliche Relevanz zu überprüfen. Alle Inhalte, Datenbanken ebenso wie HTML-Dokumente, werden von einer Fachredaktion nach thematischer Relevanz zusammengestellt, qualitativ bewertet und eventuell kommentiert.
FID enthalten nur zu einem kleineren Teil selbst erstellte Inhalte wie z.B. Texte oder Tutorien. Ihre Hauptaufgabe liegt in der Zusammenstellung der wichtigsten Informationsangebote und Recherchewerkzeuge für das Fach. Diese werden dem Nutzer komfortabel in einem Webangebot präsentiert. Das Kernangebot besteht in der Regel aus den Katalogen verschiedener Bibliotheken, wichtigen Fachbibliographien, Fachdatenbanken, Zeitschriftenverzeichnissen und Aufsatzdatenbanken sowie einem Webkatalog zu einschlägigen Webangeboten und einem Recherche-Zugang zu digitalen Publikationen bzw. einer Möglichkeit zum elektronischen Publizieren.
Eigentlich sind Fachinformationsdienste und virtuelle Fachbibliotheken als zentraler Einstieg in eine wissenschaftliche Recherche konzipiert. Dieses Ziel kann jedoch von den bestehenden Angeboten nicht eingelöst werden. Einerseits ist das Fach mit seinen epochalen, regionalen und thematischen Teilgebieten zu groß, um alle relevanten Datenbestände und Websites zu erfassen und regelmäßig zu aktualisieren. Andererseits können aus lizenzrechtlichen und technischen Gründen nicht alle Datenbanken und Kataloge in eine Metasuche integriert werden. Als alleiniges Werkzeug für eine wissenschaftliche Recherche eignen sich Fachportale daher nur bedingt. Man sollte bereits die Schritte einer systematischen Literaturrecherche sowie die wichtigsten Datenbestände kennen, um den Umfang des Informationsangebots und die Vollständigkeit des Suchergebnisses einschätzen zu können.
Die größten überregionalen und Epochen übergreifenden Fachportale sind historicum.net und Clio-online. Beide Angebote werden von gemeinnützigen Vereinen betrieben, in denen sich namhafte Bibliotheken und Institutionen zusammen geschlossen haben. Historicum.net bietet neben umfangreichen eigenen Inhalten ("Themen") und bibliographischen Suchwerkzeugen ("Recherche") eine eigene Metasuche. Unter der Bezeichnung "Chronicon" können Bibliothekskataloge, Sonderkataloge der Bayerischen Staatsbibliothek sowie Volltextangebote und Internetressourcen durchsucht werden. Ein Webverzeichnis ("WebGuide Geschichte") enthält Links zu ca. 10 000 Internetressourcen.
Kernstücke von Clio-online sind ebenfalls ein umfangreiches Webverzeichnis sowie zwei Metasuchwerkzeuge: Eine datenbankübergreifende Suche für die Literatur- und Quellenrecherche ("Datenbanken") und eine Metasuche für online veröffentlichte Rezensionen (Historische Rezensionen Online), mit der verschiedene Rezensionsplattformen durchsucht werden können. Außerdem bietet Clio-online verschiedene Informationsrubriken mit Adressen relevanter Institutionen und Wissenschaftler sowie Stellenbörsen.
Beide Portale bieten Zugriff auf eine Fülle von Ressourcen. Dennoch ersetzt die Recherche in einem der beiden Fachportale nicht die systematische Literatursuche: Vergleicht man nämlich die Datenbanken, die von den beiden Metasuchwerkzeugen erfasst werden, muss man feststellen, dass jeweils nur ein kleiner Teil der potenziellen Informationsquellen erfasst wird. Um die Ergebnisse der Portal-Metasuchen bewerten zu können, sollte man die für die Anfrage relevanten Datenbanken kennen.
Portale, die sich nur auf ein Thema oder eine Epoche beschränken, erreichen eher eine hohe Abdeckung der wichtigen Ressourcen. Einen zentralen Einstieg in das digitale Angebot zur Alten Geschichte bietet die virtuelle Fachbibliothek Propylaeum. Neben den üblichen Recherchemöglichkeiten über verschiedene Bibliothekskataloge, Fach- und Aufsatzdatenbanken (stehen dem Nutzer digitale Volltextdatenbanken sowie zur Suche nach Internetquellen der Webkatalog KIRKE zur Verfügung. Als Metasuchwerkzeug dient "Propylaeum Search". Zusätzlich gibt es unter der Rubrik "Fachservice" wichtige Informationen und Adressen sowie einen Link zur Publikationsplattform Propylaeum-DOK.
Für das Mittelalter gibt es das englischsprachige Portal Iter - Gateway to the Middle Ages and Renaissance, dessen Informationsangebote allerdings überwiegend kostenpflichtig sind. Den Schwerpunkt dieses Portals bilden die Iter-Bibliography mit mehr als 1,1 Millionen Literaturangaben zum Mittelalter und zur Renaissance sowie das umfangreiche Handschriftenverzeichnis Iter Italicum und einige Volltext-Datenbanken. Für die germanistische und lateinische Mediävistik bietet Mediaevum zahlreiche Recherchehilfen und Links zu Volltextdatenbanken.
Zeitgeschichte Online (ZOL) ist ein Partner-Angebot von Clio-online, das neben Webkatalog und bibliographischen Suchhilfen auch Materialzusammenstellungen zu verschiedenen Themenbereichen ("Thema" und "Geschichtskultur") sowie eine Sammlung von Presseberichten beinhaltet.
Fachinformationsdienste, die sich auf spezielle Regionen beziehen, erreichen ebenfalls eine recht gute Abdeckung des Informationsangebotes im WWW. So erschließt der FID Romanistik Datenbestände und Webseiten für die Frankreich- und Italienforschung sowie die allgemeine Romanistik, der Fachinformationsdienst Osmikon bietet selbiges für die osteuropäische Geschichte, die Virtuelle Fachbibliothek Vifanord für Skandinavien und den Ostseeraum. Für die Geschichtswissenschaften der Schweiz fungiert infoclio.ch als Fachportal. Informationen zum Vorderen Orient bietet MENALIB, während der FID Zentralasien - Autochthone Sprachen und Kulturen und der Fachinformationsdienst (FID) Asien entsprechendes für den asiatischen Raum leisten. Die virtuelle Fachbibliothek für Afrika-Studien ist unter den Bezeichnung ilissAfrika (Internet Library Sub-Saharan Africa) zu finden.
Links
Epochen übergreifende Portale
- Historicum.net: www.historicum.net
- Clio-online: www.clio-online.de
Portale nach Epochen
- Propylaeum: Virtuelle Fachbibliothek für die Alte Geschichte: http://www.propylaeum.de/
- Iter - Gateway to the Middle Ages and Renaissance: Fachportal für Mittelalter und Renaissance, kostenpflichtige Registrierung erforderlich: http://www.itergateway.org/http>http://www.mediaevum.de/http
- Zeitgeschichte Online (ZOL):
Portale nach Regionen
- Virtuelle Fachbibliothek Romanistik (Vifarom): Ressourcen für die allgemeine Romanistik sowie die Frankreich- und Italienforschung: http://www.vifarom.de/
- Virtuelle Fachbibliothek Osteuropa (Vifaost): http://www.vifaost.de/http>http://www.vifanord.de/http
- Infoclio.ch: Fachportal für die Geschichtswissenschaften der Schweiz:
- MENALIB: Ressourcen für den Vorderen Orient: http://www.menalib.de/
- Savifa: Informationen zu Südasien: http://www.savifa.uni-hd.de/http>http://crossasia.org/http
- IlissAfrika (Internet Library Sub-Saharan Africa): virtuelle Fachbibliothek für Afrika-Studien: