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Wozu überhaupt Alte Geschichte?

Was kann uns die Alte Geschichte heute sagen? Zum einen ist die Alte Geschichte ein grundlegender Bestandteil des Fachs Geschichte und ist in der Auseinandersetzung mit ihr als Ganzes unmittelbar notwendig: Ohne Kenntnisse über die Antike ist vieles im Mittelalter oder der Neuzeit schwer nachzuvollziehen. Die Antike wirkt bis in unsere Zeit fort und bestimmt noch immer in vielen Bereichen unseren Alltag – die Sprachen Europas und die europäischen Rechtssysteme, der Kalender, das Christentum oder sogar unser Staatsaufbau haben ihre Wurzeln in der griechisch-römischen Antike. Die Traditionen, aus denen wir stammen, kennen und verstehen zu lernen, ist nicht nur eine lohnende Tätigkeit an sich, sondern hilft auch, die Gegenwart zu verstehen.

Alte Geschichte ist aber mehr als ein Gedächtnisspeicher der Gesellschaft, der der Beantwortung möglicher Fragen zu Ursprüngen, Vorbildern und Traditionen dient. Ein weiterer wichtiger Auftrag der Alten Geschichte angesichts von ständig drohendem Verfall, Korrosion und mutwilliger Zerstörung von Kulturgut ist dessen Sicherung und Zugänglichmachung für die Weltgemeinschaft. Diese Aufgabe teilt die Alte Geschichte mit anderen Wissenschaften. Einzigartig ist sie aber hinsichtlich ihres Gegenstandes. Nach einer Formulierung des Altertumswissenschaftlers Uvo Hölscher ist die Antike „das nächste Fremde“, das uns aufgrund der oben genannten Traditionen zunächst als vertraut erscheint, bei näherer Beschäftigung aber eigenartig fremd und verschlossen bleibt. Als Ergebnis ist oft ein Spannungsfeld zwischen Eigenem und Fremden zu beobachten, durch das Erfahrungen gewonnen werden, die generell für die Betrachtung anderer Kulturen (oder auch der eigenen) relevant sind, nämlich für die Erfassung kultureller Identitäten, die Bewusstmachung der eigenen Lebensweise und die angemessene Einordnung kultureller Unterschiede.

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