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Papyrologie

Aus der Papyruspflanze wurden in der Antike annähernd papierartige Schreibstoffe, die sog. Papyri gewonnen. Ein Papyrusblatt misst bestenfalls 30 cm x. 48 cm. Für längere Texte wurden in der Antike die Blätter meist zu Rollen aneinandergeklebt (4 m ist ein beliebtes Format); wesentlich seltener und erst von der Kaiserzeit an wurden solche Blätter zu codices verarbeitet. Man schrieb aus Gründen der Lesbarkeit in Spalten (columnae), denn auf diese Weise musste jeweils nur ein Teil der Rolle abgerollt werden.

Die Papyrologie beschäftigt sich also mit den beschriebenen Papyri, ferner mit Texten auf Ostraka (Tonscherben) und Holztafeln, z.T. auch mit Inschriften.

Obwohl Papyri als Beschreibstoff im gesamten Mittelmeergebiet benutzt wurden, blieben sie nur unter den klimatischen Bedingungen Ägyptens sowie einiger anderer Gebiete (judäische Wüste, Petra in Jordanien, Dura-Europos in Syrien) erhalten. Eine Ausnahme sind die verkohlten Papyrusrollen aus Herculaneum. Während in Herculaneum v. a. philosophische Texte einer bestimmten Schule gefunden wurden, werden sonst gleichermaßen literarische und dokumentarische Papyri gefunden.

Unter den literarischen Papyri sind besonders wichtig diejenigen, die sonst nicht überlieferte Texte bekanntmachen (der berühmteste ist sicher der Papyrus des aristotelischen „Staat der Athener“, die Ἀθηναίων πολιτεία [Athenaion politeia]); literarische Papyri, die Ausschnitte aus bereits bekannten Werken tragen, können einen Blick auf frühe Überlieferungsstufen der Texte geben oder einen Hinweis auf die literarischen Interessen einzelner Epochen.

Zu den dokumentarischen Papyri gehören Rechtscodices, Gesetze und Verordnungen, Gerichtsentscheidungen, alle Formen von Verwaltungstexten, Steuerbescheide und -quittungen, Verträge (bis hin zu Ausbildungsverträgen), Geschäfts-, Kauf-, Pachturkunden, Rechnungs- und Kreditunterlagen, kultische und andere religionsbezogene Texte (Zauberei!) – bis hin zu Schreibübungen. In vielen Fällen handelt es sich um Primärquellen.

Mit den insgesamt doch recht guten Möglichkeiten zur Rekonstruktion der Gesellschaft im hellenistischen, v. a. aber kaiserzeitlichen Ägypten ist noch eine ganz andere Frage verbunden: haben wir hier eine Disziplin vor uns, die in ihrem dokumentarischen Teil in der Kaiserzeit verallgemeinerbare Ergebnisse erzielt, oder nur ägyptische Sonderbedingungen dokumentiert?

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