Urkundenedition
Das Original wird mit allen sprachlichen Unkorrektheiten ediert. Bei einer nicht originalen Überlieferung (Kopialüberlieferung) wird das Abhängigkeitsverhältnis der vorliegenden Abschriften vom Herausgeber geklärt mit dem Ziel, einen dem Original möglichst nahekommenden Text herauszufiltern (vgl. Überlieferung von Urkunden). Auch Fälschungen (spuria) werden in dieser Art ediert, allerdings mit dem Vermerk „unecht“; sind nur Teile gefälscht, werden diese mit dem Vermerk „verunechtet“ gekennzeichnet.
Teile einer kritischen Urkunden-/Briefedition
- Urkunden-/Brief-Nr.: in der Regel werden die Urkunden/Briefe eines Ausstellers entsprechend ihrer zeitlichen Folge durchgezählt.
- Kopfregest: nennt kurz Aussteller, Empfänger, (Rechts-)Inhalt, Ort und Datum.
- Darstellung der Überlieferungsverhältnisse: Angaben über Vorhandensein, Alter und Aufbewahrungsort von Original bzw. Abschriften.
- Ausgaben: Angaben zu bereits erschienenen Editionen, Drucken oder Regesten.
- Stückbeschreibung: Angaben über die Kanzleimäßigkeit der Urkunde (Diktat, Schreiberhand u.ä.) und Besonderheiten; evtl. Einordnung in einen größeren historischen Kontext.
- Text der Urkunde: unter Einsatz spezieller Editionszeichen; der Text einer Vorurkunde wird in Kleindruck wiedergegeben.
- Anmerkungsapparat:
a) kritischer Apparat (oder Varianten-Apparat): Angaben über verschiedene Lesarten (Textvarianten) bei Mehrfachüberlieferung; i.d.R. wird ein Buchstabenindex verwendet.
b) Sachapparat (inhaltliche Erläuterungen): Angaben des Herausgebers zu Einzelheiten des Textes (oft inhaltlich); i.d.R. mit Ziffernindex.
Editionszeichen in MGH-Editionen
C. | Chrismon |
B. | Bulla |
B.D. | Bulla deest (Bulle fehlt) |
M. | Monogramma |
MF. | Monogramma firmatum (d.h. mit Vollziehungsstrich) |
MIMP. | Monogramma imperfectum (ohne Vollziehungsstrich) |
SI. | Sigillum impressum (aufgedrücktes bzw. durchgedrücktes Siegel) |
SI. D. | Sigillum impressum deperditum (auf-/durchgedrücktes, inzwischen verlorengegangenes Siegel) |
SP. | Sigillum pendens (angehängtes Siegel) |
SR. | Signum recognitionis (Rekognitionszeichen) |
SMP. | Signum speciale (auch S.sp.) |
x x | Elongata (verlängerte Schrift; Gitterschrift); die drei x übereinander markieren jeweils Beginn und Ende der Elongata |
<…> | unechte Teile |
[…] | verunstaltete, nicht lesbare Teile; evtl. mit Konjektur des Herausgebers |
(…) | Auflösung von Kürzungen, deren Buchstabenbestand nicht eindeutig ist |