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Die richtigen Archive ermitteln – Im Internet

Wer nun wenigstens eine ungefähre Vorstellung gewonnen hat, welche Art Archive mit Sitz und Zuständigkeit wo in Frage kommen könnten, gelangt im Internet leichter zum Ziel.

Doch zunächst die schlechte Nachricht: Nach wie vor liegt eine große Menge wichtiger Quellen in Archiven, die allenfalls ihre Existenz, nicht aber ihre Findmittel im Netz präsentieren Eine Fülle nützlicher, aussagekräftiger Originalunterlagen liegt in den Magazinen von Stadt- und Kreisarchiven, von Pfarr- und Unternehmensarchiven, von Adels-, Familien- und Archiven sozialer Bewegungen, die ihre Bestände vor der globalen Netzgemeinde fast zu verstecken scheinen. In der Regel gründet solche Internetabsenz nicht in einer gestrigen Haltung ältlicher Archivare mit Ärmelschonern, sondern in der personellen und finanziellen Vernachlässigung dieser Archive durch ihre Träger; manchmal regiert auch die Furcht von (nicht-archivarischen) Vorgesetzten vor unkontrollierter Öffentlichkeit.

Nun die gute Nachricht: Vieles, vielleicht Entscheidendes, gelingt mittels Internet leichter als ohne.

* Sie können sich leichter einen Überblick verschaffen, welche Archive es gibt. Das Archivportal D bietet den derzeit (2020) besten und schnellsten Zugang zu den allermeisten haupt- oder nebenamtlich oder von einem Verein geführten Archiven in Deutschland. Bisweilen führt der Link nur auf die Homepage einer Kommunalverwaltung, von wo aus Sie sich weiter zum Stadtarchiv kombinieren müssen. Die Auswahl nach Archivarten bzw. Sparten (wie hier in Abschnitt 2), Bundesländern und alphabetisch nach Ortsnamen erleichtert die Suche.

Die Möglichkeit der archivischen Metasuche im Archivportal D nach Schlagworten wie etwa „Weimarer Republik“ ist freilich nur mit dem Vorbehalt zu gebrauchen, dass ein großer Teil der möglichen Treffer aus den jeweiligen Archiv-Datenbanken hier nicht erscheint. Eine zuverlässigere Trefferquote erzielt, wer direkt auf der jeweiligen Archivseite recherchiert.

* Die meisten dieser auf dem Archivportal D vertretenen Archive geben über die rudimentäre Möglichkeit zur Kontaktaufnahme hinaus einen Überblick über ihren Wirkungskreis, ihre Aufgaben, ihre Nutzungsbedingungen und Öffnungszeiten, viele stellen besondere Archivalien im Bild vor.

* Fast alle Staatsarchive und viele - zumal größere - Kommunal-, kirchliche und Wirtschaftsarchive bieten interessierten Nutzern umfängliche Informationen dazu, was sie zu bieten haben. Die Übersicht über die vorhandenen Bestände in Form eines knappen Überblicks oder einer ausführlichen Beschreibung ist bereits weit verbreitet und wird sich zum Mindeststandard entwickeln. Manche Häuser lassen darüber hinaus sogar online in Findbüchern zu einzelnen Beständen recherchieren; doch dürfte dieses Angebot auch in absehbarer Zukunft nur einen Teil des Archivguts insgesamt erfassen. Gewiss die Ausnahme bleiben und sich auf einzelne Schaustücke beschränken wird es, die Archivalien selbst, die Quellen als Scan auf den heimischen Bildschirm ansehen zu können.

Im Internet können Sie auch herausfinden, ob vielleicht in der Nähe ein Orientierungskurs zur Archivarbeit erreichbar ist. Zum Beispiel bietet das Stadtarchiv Münster solche Kurse seit Jahren an, bisweilen das Staatsarchiv Ludwigsburg oder das Stadtarchiv Ulm, auf Anfrage das Landeshauptarchiv in Koblenz und das Landesarchiv in Speyer. Nutzen Sie auch "Tage der offenen Tür" wie etwa den "Tag der Archive", der alle zwei Jahre stattfindet.

Bevor Sie beim Sichten einer komplexen Quellenlage womöglich das Gefühl bekommen unterzugehen, greifen Sie nach folgendem Rettungsring: Ermitteln Sie im Internet das erste Archiv mit wesentlichem Quellenbestand zum Thema. Dort bitten Sie (schriftlich, siehe Abschnitt "Benutzung") um ein Gespräch zur Klärung der Quellenlage - das wird Ihnen kein ordentlich geführtes Haus verwehren! Gut vorbereitet stellen Sie Ihr Forschungsvorhaben konkret vor und werden von der professionellen Kollegin oder vom Fachkollegen erfahren, wo weiteres einschlägiges Material zu erwarten ist.

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