Vor- und Nachteile digitaler Editionen gegenüber typografischen Editionen
Zu den Vorteilen zählen:
- im Falle von Internetzugang: Nutzungsmöglichkeit jederzeit und an jedem Ort;
- die nahezu unbeschränkte Speicherkapazität digitaler Medien; daher auch bessere Möglichkeiten zu mehrstufigen Darstellungsweisen (Faksimile, Konzepte, Ausfertigung, Drucke usw.) sowie zur Integration von weiterführendem Material (zum Beispiel zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte); der Faktor Selektion aufgrund von Beschränkungen des konventionellen Buchdrucks (Platz, Kosten usw.) spielt keine entscheidende Rolle mehr;
- die Offenheit und Modifizierbarkeit ("work in progress") sowie Vernetzungsmöglichkeiten mit externen Ressourcen ‒ zum Beispiel mit Beschreibungen zu Personen, Organisationen, Sachbegriffen usw. in der Gemeinsamen Normdatei (GND) ‒ im Gegensatz zur Abgeschlossenheit der "klassischen" Buchedition;
- die leichte Weiterverarbeitung und Nachnutzung;
- die Erhöhung der Authentizität und Transparenz durch mehrfache Textwiedergabe (zum Beispiel Faksimile, diplomatische Abschrift, kritisch edierter Text, Drucke);
- die einfache und schnelle Durchsuchbarkeit großer Textcorpora (zum Beispiel mittels Volltextsuche);
- die vielfältigen Möglichkeiten bildlicher Visualisierungen und der Integration von Audio-Elementen (Multimedialität); keine Beschränkung auf Texte;
- die leichte Verbreitung im WWW, wohingegen gedruckte Editionen meist teuer sind und nur eine geringe Auflage haben.
Zu den Nachteilen zählen:
- die Tatsache, dass digitale Editionen ohne Computer nicht konsultiert werden können;
- die von vielen Nutzern als anstrengend empfundene Problematik des Lesens größerer Textmengen am Bildschirm;
- der Verlust des gedruckten Buches als ästhetisches und haptisches Medium;
- das Problem der dauerhaften Verfügbarkeit und der Halbwertszeit der Präsentation angesichts des dynamischen Technik- und Medienwandels;
- die Akzeptanzprobleme, die mit der traditionellen Lesekultur und Vorbehalten gegenüber dem Medium Internet zusammenhängen;
- die Frage der korrekten Zitierbarkeit und des Schutzes geistigen Eigentums.
An dieser Stelle sollen die digitale und die "klassische" typografische Quellenedition nicht gegeneinander ausgespielt werden. Dass digitale Editionen allerdings großes Potenzial und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten aufweisen, wird jedoch bereits anhand der wenigen Fallbeispiele deutlich, die im Folgenden näher vorgestellt werden.