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Arbeiten mit Quellen

Quellenkritik und -interpretation

Die Quellenkritik analysiert die formalen (äußeren und stilistischen) und inhaltlichen Merkmale einer Quelle, die Quelleninterpretation ordnet sie dann in einem nächsten Schritt in den historischen Kontext ein und wertet sie im Sinne der Fragestellung aus.

Folgendes Vorgehensschema ist auf mittelalterliche Quellen zugeschnitten, lässt sich aber ebenso auf die Zeugnisse anderer Epochen übertragen.
 

1. Fragestellung

Welche Fragen habe ich an die Quelle?
 

2. Erschließung der Quelle (Verstehen)

Quellenbeschreibung / Aufbereitung der Quelle

  • Art der Quelle (Bild, Gebäude, Text usw.)
  • Aufbewahrungsort und ursprüngliche Herkunft (Provenienz)
  • Charakterisierung von Beschreibstoff, Schrift, Zahl der Blätter, Gestaltung des Textes, Zerstörungen usw.  

Textsicherung

  • "Lesen": Entzifferung der (Hand-)Schrift
  • ggf. Übersetzung

Aussage

  • Was ist die Grundaussage / das Thema der Quelle? (Inhaltsangabe)

Verständnis: Sprachliche / Sachliche Aufschlüsselung

  • Klärung unbekannter Namen, Begriffe und Sachverhalte
  • Klärung von Personennamen / Institutionen / Orten / Daten  
  • Bedeutungswandel wichtiger Begriffe?
  • spezifische Fachbegriffe
  • Auf welchen historischen Kontext bezieht sich die Quelle? (sozialer, politischer, kultureller Hintergrund)

=> Zur Klärung dieser Fragen dienen die Quellenkommentare (bei edierten Quellen), Handbücher und Lexika

Entsprechende Hilfswissenschaften

  • Diplomatik (Urkundenlehre)
  • Paläographie (Schriftkunde)
  • Chronologie
  • Sphragistik (Siegelkunde)
     

3. Quellenkritik (Bestimmung des Aussagewerts)

Äußere (formale) Quellenkritik: Ist die Textgestalt glaubwürdig?

Herkunft

  • Datierung des Textes?
  • Entstehungsort?
  • Wer ist der Verfasser?
  • Institution (Kanzlei, Behörde usw.)
  • Adressat? (An wen richtet sich der Text?)

Echtheit

  • Ist der genannte Autor der Verfasser?
  • Überlieferungsgeschichte des Textes?
  • Echtheit / Fälschung?
  • Varianten / Parallelüberlieferungen?
  • Änderungen, Überlieferungslücken?
     

Innere Quellenkritik: Feststellung des Aussagewerts der Quelle (Ist die Quellenaussage glaubwürdig?) 

"Horizont" des Verfassers: Was konnte der Verfasser wissen? 

  • Person des Verfassers?  
  • Zeitliche und örtliche Nähe zum Geschehen?
  • Beruhen die Informationen auf eigenen Beobachtungen des Verfassers? Auf wen / welche Quellen stützt er sich?
  • Welcher sozialen, kulturellen oder politischen Gruppe ist er zuzuordnen?
  • Welche Wertmaßstäbe legt er an?
  • Bildungsstand?

"Tendenz": Was will der Verfasser berichten? (Intention)

  • Standpunkt des Schreibenden (Idealisierung, Verzerrung der Sachverhalte, Belehrung, Auslassung usw.)?
  • Verhältnis zum geschilderten Geschehen? (Ist der Verfasser in das Geschehen involviert? Wie steht er zu den genannten Personen?)
  • Interessen des Verfassers? (z.B. eigene Rechtfertigung)
  • Wie wird argumentiert? Gibt es Anspielungen?
  • Verhältnis zum Adressaten?
  • Gibt es einen Auftraggeber? Was sind dessen Interessen?
  • Worin werden Zeit- und Standortgebundenheit des Verfassers deutlich?

Textgattung und –stil: Wie berichtet der Verfasser?

  • Um welche Quellengattung handelt es sich? (Urkunde, Autobiografie usw.)?
  • Welche formalen Vorgaben / Rahmen sind dem Verfasser damit gesetzt? Wo weicht er evtl. davon ab?
  • Stilebene, Sprachduktus, Wortwahl, Topoi?
  • Schlüsselworte des Textes?
  • Aufbau / Gliederung?
     

4. Interpretation  

Die Interpretation lässt sich nicht scharf von der „Inneren Kritik“ abgrenzen.

Aus der Quelle gewonnene Informationen werden nun auf die Fragestellung bezogen und in die gegebenen Zusammenhänge eingeordnet. Die Einzelinformationen werden zu einem Ganzen zusammengesetzt. Dabei sollte auch geprüft werden, wie sich die gewonnen Erkenntnisse aus der Quelle zum Kenntnisstand bzw. Forschungsstand bezüglich des behandelten Themas verhalten. Zur besseren Einordnung der Quelle sollten weitere zeitnahe Quellen zum gleichen Thema herangezogen werden.
 

5. Darstellung der Ergebnisse  

Die schriftliche Darstellung der Ergebnisse der Quellenanalyse enthält

  • Fragestellung, die an die Quelle gerichtet wird
  • Grundaussage / Inhalt
  • Einordnung in den historischen Kontext
  • Erläuterung der Analyseergebnisse, die im Rahmen der Fragestellung relevant sind
  • Interpretation  
  • Zusammenfassung der Ergebnisse
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