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Quellen suchen und finden

Quelle oder Fragestellung: Was ist zuerst da? Die Suche nach Quellen und die Formulierung der Fragestellung sind zwei eng miteinander verbundene Arbeitsschritte. Der Zugriff auf die Quellen richtet sich nach der Fragestellung, doch sobald Sie sich mit den Dokumenten vertiefter beschäftigen, muss die Fragestellung modifiziert oder präzisiert werden.

Wie kommen Sie aber an Quellen?

In Ihren Seminaren haben Sie in der Regel erste Kontakte mit Quellen, die Dozent*innen für Sie aussuchen, meist so, dass auch gewährleistet ist, dass diese einschlägig sind, um bestimmte Fragen beantworten zu können. Sie bekommen in der Regel auch gedruckte oder digitale Quelleneditionen genannt, in denen Dokumente ausgewählt und editorisch aufbereitet sind. Solche Quelleneditionen erleichtern die Arbeit merklich, denn die Ersteller*innen bereiten Ihnen Informationen zum Entstehungs- und Überlieferungskontext der Quellen auf und erklären Sachverhalte oder stellen Personen vor, die genannt oder gezeigt sind.

Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von digital einsehbaren Quellensammlungen, die Dokumente zu bestimmten Themen und Perioden zur Verfügung stellen, ohne sie aber editorisch zu bearbeiten. Für Hausarbeiten sind diese sehr hilfreich, um Quellen zu finden. Eine solche Sammlung sind beispielsweise die German History in Documents. Fotografien, Landkarten und schriftliche Quellen zwischen 1500 und heute sind hier digital eingestellt und leicht abrufbar.

Bei fremdsprachigen Texten, insbesondere solchen auf Latein oder Griechisch, werden Sie im Seminarkontext meist auch auf Übersetzungen hingewiesen. Bei der Arbeit mit Übersetzungen ist zu beachten, dass jede Übersetzung schon eine Interpretation ist, weshalb im Idealfall mehrere Übersetzungen zurate gezogen werden sollten. Es ist außerdem wichtig, sich möglichst immer den Text in der Originalsprache anzuschauen, um beispielsweise zu überprüfen, wie Begriffe, die für Ihre Interpretation der Quelle zentral sind, übersetzt wurden. Es gibt Quelleneditionen mit und ohne Übersetzung, teilweise liegen auch Quellensammlungen in Übersetzung vor.

Freilich ist bei Quellensammlungen und auch bei Editionen zu beachten, dass eine Vorauswahl von anderen, den Ersteller*innen dieser Hilfsmittel, getroffen wurde. Teils sind die dort aufgeführten Dokumente auch nur in Ausschnitten wiedergegeben. Für die jüngere Vergangenheit können Sie sich auch selbst auf die Suche nach Quellen machen, die nicht ediert, aber trotzdem veröffentlicht sind. Dazu gehören Zeitungen und Zeitschriften, die Sie gedruckt in der Bibliothek einsehen können, was den Vorteil hat, dass man die Quelle auch richtig in der Hand hat und durchblättern kann. Immer mehr Zeitungen und Zeitschriften sind aber auch digitalisiert und häufig als Volltext erschlossen, d.h. Sie können nach Stichworten suchen und den Zeitraum Ihrer Suche eingrenzen. Viele Zeitschriften enthalten auch Bildmaterial, sodass Bildanalysen möglich sind.

Illustrierte Zeitungen bieten eine Fülle von Fotografien, die beispielsweise Auskunft über Männer- und Frauenbilder, über Vorstellungen vom Eigenen und Fremden oder aber über Darstellungen von Technik und Natur bieten. © gemeinfrei

Die Bibliotheken verfügen auch über zahlreiche Bücher, darunter veröffentlichte Autobiografien oder aber Schriften von Personen oder Organisationen, deren Stellungnahmen man untersuchen kann. So gibt es beispielsweise die Berichte des Gerichtsreporters Hugo Friedländer, der seine Beobachtungen zu Prozessen Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Buchreihe veröffentlichte. Seine Berichte geben Einblick, wie Gerichtsverfahren für ein breiteres Publikum aufbereitet wurden.

Zu den veröffentlichten Quellen gehören auch Filme oder Serien, wenn man sich beispielsweise für die Darstellung von Geschichte im Film interessiert. Auch sogenannte digital born (also genuin digitale) Quellen sind häufig veröffentlicht. Wer sich für die jüngste Zeitgeschichte des Heimwerkens interessiert, wird beispielsweise viele Foren finden, in denen sich Menschen über Tipps austauschen und leidenschaftliche Debatten über Werkzeuge, Techniken und Materialien führen.

Und was ist mit Archiven? Archive sammeln Quellen, wobei sie auswählen, was aufbewahrt wird. Ein Großteil der Überlieferung, die Sie dort finden, ist unveröffentlicht, d.h. sie können auch nur vor Ort eingesehen werden. Es gibt eine Vielzahl von Archiven mit unterschiedlichen Zuständigkeiten: Ein Stadtarchiv sammelt die Dokumente der jeweiligen Stadtverwaltung, in Kirchenarchiven findet sich die Überlieferung der jeweiligen Gemeinde, Diözese oder Landeskirche. Es gibt auch private Archive wie das Tagebucharchiv in Emmendingen oder aber das Frauenarchiv in Kassel.

Für Hausarbeiten ist es aber meist zu aufwendig im Archiv zu forschen, dies werden Sie frühestens für die Qualifikationsarbeiten tun. Immer mehr Archive digitalisieren Teile Ihres Bestandes, dann wiederum sind die Quellen sehr einfach einsehbar und auch für Hausarbeiten zu nutzen. Allerdings ist die Arbeit mit Archivquellen, die meistens nicht geordnet sind und keine Hilfestellung, wie bei Editionen erhalten, eine Herausforderung.

→ Unter dem Titel „Ad fontes“ (dt.: zu den Quellen) bietet die Universität Zürich eine frei zugängliche Einführung in den Umgang mit Quellen im Archiv.

► Wiederholung und Anregung

  •  Welche unterschiedlichen Möglichkeiten gibt es, auf Quellen zuzugreifen?
  •  Was ist bei der Benutzung von Editionen und Quellensammlungen zu beachten?
  •  Wieso ist es wichtig, die Texte möglichst in der Originalsprache zur Kenntnis zu nehmen?