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Arbeiten mit Quellen

Bilder als historische Quellen

Wenn von historischen Quellen die Rede ist, denken die meisten Menschen zunächst an Texte, seltener an Bilder. Auch die Geschichtswissenschaft hat erst in den letzten Jahren auf breiterer Basis begonnen, Bilder als historische Quellen wahrzunehmen und zu diskutieren.

Allerdings gibt es schon seit Mitte der 1980er Jahre Bemühungen um eine "Historische Bildkunde" oder "Historische Bildforschung", für die der Frühneuzeit-Historiker Rainer Wohlfeil wichtige Impulse gegeben hat. Das von ihm entwickelte methodische Instrumentarium <footnote data-anchor="anmerkung1" data-id="fn1" id="fn1">[1]</footnote> zur Interpretation von Bildquellen lehnt sich eng an ein Modell des Kunsthistorikers Erwin Panofsky <footnote data-anchor="anmerkung2" data-id="fn2" id="fn2">[2]</footnote> an. Es soll hier als eine Möglichkeit vorgestellt werden, an Bilder heranzugehen.

Wohlfeil geht davon aus, dass die geschichtswissenschaftliche Nutzung von Bildern einer leitenden Fragestellung bedarf, nach der Bilder ausgewählt und dann in Wechselwirkung von kunstgeschichtlicher und historischer Arbeitsweise quellenkritisch untersucht, erklärt und gedeutet werden. 

Bilder werden dabei nicht primär in ihrer Qualität als Kunstwerke, sondern als "historische Dokumente" angesehen, die Aufschluss geben können über den Menschen in der Vergangenheit, seine Wahrnehmung der Welt, seine sozialen Beziehungen und deren Veränderungen. 

Ein Missverständnis gilt es grundsätzlich zu vermeiden: Bilder, auch Fotos, dürfen nicht als Abbildungen der Wirklichkeit gelesen werden, sondern als deren Interpretation, als Auseinandersetzung des Künstlers mit der erlebten Wirklichkeit, als "visueller Bestandteil zeitgenössischer Diskurse".

Anmerkungen

<footnote data-anchor="fn1" data-id="anmerkung1" id="anmerkung1">[1]</footnote> Wohlfeil, Rainer: Methodische Reflexionen zur Historischen Bildkunde, in: Tolkemitt, Brigitte / Wohlfeil, Rainer (Hrsg.): Historische Bildkunde. Probleme – Wege – Beispiele (ZHF, Beiheft 12), Berlin 1991, 17-35. Zu weiteren Interpretationsansätzen vgl. Talkenberger 1994. Dazu auch eine knappe Übersicht unter http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Geschichte/Tutorium/Themenkomplexe/Quellen/ (29.03.07)

<footnote data-anchor="fn2" data-id="anmerkung2" id="anmerkung2">[2]</footnote> Vgl. Panofsky, Erwin: Ikonographie und Ikonologie. Eine Einführung in die Kunst der Renaissance, in: Ders. (Hg.), Sinn und Deutung in der Bildenden Kunst, 2. Aufl., Köln 1996 (Erstveröffentlichung 1939), 36-67.

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