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Aktuelle Herausforderungen mit 3D Modellen und mögliche Lösungen

Zu den bereits genannten Punkten kommt hinzu, dass 3D-Rekonstrutkionen heutzutage im Vergleich von vor 10-15 Jahren sehr fotorealistisch erstellt bzw. präsentiert werden können. Dies führt oft vorschnell zu einer Annahme von Wahrheit („wow, so muss es ausgesehen haben“). Man tappt in diese Falle (die sog. pretty picture trap‘) – obwohl im Extremfall nur ein Beinfragment einer Statue oder der Fundamentgraben eines Hauses heute noch erhalten gewesen ist und als Ausgangspunkt der Rekonstruktion dienen konnte.

Die Schwierigkeit der fehlenden Dokumentationen wurde bereits angesprochen. Nicht nur, dass diese per se fehlen, sondern auch, dass scheinbar kein wirklicher Wille zur Erstellung einer solchen ordnungsgemäßen und ausführlichen Dokumentation in der Forschungs- oder Museumswelt vorhanden ist (seltene Ausnahmen bestätigen diese Regel). Bisher wurden jedenfalls keine ausreichenden Versuche unternommen, einheitliche Richtlinien zu erstellen und diese dann auch anzuwenden. Gleichzeitig fehlt es oftmals in Projekten, wo 3D-Rekonstuktionen (aber auch andere digitale Methoden) angewendet werden, an der kompetenten Diskussion, ob die Anwendung von 3D-Werkzeugen überhaupt für die Forschungsfrage angemessen ist und zu einem Ergebnis führen kann.

Was für Lösungsmöglichkeiten hat man nun aber, um diese Nachteile und Probleme abzumildern oder gar ganz aufzulösen?

  • Zum Am wichtigsten ist dafür eine ordentliche wissenschaftliche Dokumentation der Quellen samt den eigenen Interpretationen und der Begründung von getroffenen Entscheidungen während der Erstellung einer Rekonstruktion.

    • Hierzu zählt aber auch, dass eine Akzeptanz bei Forschenden einsetzt, von internationalen Fachforschern vereinbarte Regelungen zu übernehmen.

  • Weiterhin kann die Kenntlichmachung von Unsicherheiten und Überlieferungslücken hier einen wichtigen Beitrag leisten.

    • Um die Probleme der ‚pretty picture trap‘ zu umgehen, aber auch, um diese Unsicherheiten in der Interpretation oder Lücken in der Überlieferung zu vermitteln, kann man auf eine Bandbreite stilistischer Mittel zurückgreifen, um diese zu kennzeichnen:
      • dazu gehört z.B. die Nutzung von Transparenz, andere Farbgebung, vereinfachte Darstellungen, Überlagerung rekonstruierter Elemente mit einem Drahtgitter, uvm.

      • Dies würde z.B. bei der Rekonstruktion eines Gebäudes, dessen Wände nur noch zur Hälfte existieren und das auch kein Dach mehr hat, bedeuten, dass man in der Rekonstruktion die vorhandenen Mauern (farblich) so darstellt, wie sie heute noch existieren und alle rekonstruierten Elemente entweder farblos oder leicht transparent, sodass ein visueller Bruch zwischen vorhandenem Mauerwerk und rekonstruierten Elementen entsteht.

  • Weiterhin sollte es eine deutlich bessere Kommunikation und Sensibilisierung dafür geben und aktiv vermittelt werden, dass jede Rekonstruktion nur eine Möglichkeit des Vergangenen sein kann (vgl. Zitat James), auch Grenzen hat und ganz eigene Schwierigkeiten mit sich bringt (vgl. pretty picture trap).

    • Dies kann durch besagte Darstellungsmöglichkeiten von Unsicherheiten geschehen, aber auch direkter, indem man z.B. vor Lehrfilmen oder VR/AR-Anwendungen entsprechende Hinweise einblendet oder sogar innerhalb dieser darauf hinweist.

    • Eine weitere elegante Methode wäre es auch noch, nicht unbedingt einen Fotorealismus erreichen zu wollen, sondern gezielt auf Details zu verzichten (z.B. anstelle eines Daches mit einzelnen Dachpfannen nur eine glatte und einfarbige Fläche) und durch eine einfachere Darstellung schon zu kommunizieren, dass es sich um eine künstl(er)ich erstellte Interpretation des Vergangenen handelt.

    • Die Nutzung von verschiedenen Interpretationsansätzen und Rekonstruktionsalternativen nebeneinander, kann hier auch eine weitere Möglichkeit sein, dies zu kommunizieren und gleichzeitig auch eine gute Grundlage für eine Forschungsdiskussion bieten.

  • Für den Wissenschaftsbetrieb wäre es zu guter Letzt auch wünschenswert neben der Dokumentation einen freien Austausch der 3D-Dateien zu haben, damit man ohne allzu großen Aufwand neue Erkenntnisse oder Ideen in einem bestehenden Modell einbauen kann.

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