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Ein Netzwerk analysieren

Wie genau mit welchen Methoden kann man ein Netzwerk jetzt analysieren und welche Aussagen lassen sich daraus überhaupt ableiten? Der Grundgedanke von Netzwerkmodellen ist, dass die Entitäten (nodes) Nachbarschaften (engl. neighborhoods) ‚bewohnen‘; diese Nachbarschaften haben wiederum Nachbarn, die wiederum ihre eigenen Nachbarschaften haben, die wiederum Nachbarn haben… usw. Auf diesen Grundgedanken von Verbindungen (oder dem mehr oder weniger auffälligen Fehlen solcher) bauen dann die verschiedenen Analysemethoden und Algorithmen auf. Wichtig ist hierbei auch: auch wenn zwei nodes nicht über eine direkte Beziehung (edge) verfügen, können sie in einem verbundenen Netzwerk über ihre edges zu anderen nodes verbunden sein. Z.B. ist Keramikhändler A aus dem vorangegangenen Beispiel nicht direkt mit der Stadt 2 über eine edge verbunden, jedoch mit der Stadt 3, die wiederum mit Händler C verbunden ist, der wiederum mit der Stadt 2 verbunden ist. Über diesen Weg (Pfad, engl. path) Aà3àCà2 ist also Händler A potenziell mit der Stadt 2 verbunden, bzw. hat er eine Möglichkeit, mit Stadt 2 in Kontakt zu kommen. Eine weitere Grundeigenschaft ist die der Homophilie (engl. homophily), die besagt, dass nodes, die ähnliche (als solche definierte) Eigenschaften aufweisen, dazu tendieren, sich miteinander zu verbinden. Freund A und B sind befreundet, Freund A aber auch mit Freund C. Das Prinzip der Homophilie besagt dann, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Freund C und B auch miteinander anfreunden werden.

Die verschiedenen Analysen können auf unterschiedlichen Ebenen durchgeführt werden, z.B. auf Ebene von Knoten (nodes), Kanten (edges) oder des Netzwerkes selbst; auf der Mikro- oder Makroebene eines Netzwerks (sprich mit Blick auf das gesamte Netzwerk oder nur einen Teilausschnitt davon, z.B. eine verbundene Komponente); oder es geht um lokale oder globale Messwerte (vor allem bei Zentralitätsmessungen). Wichtig dabei ist, dass viele Analysemethoden zwar für mehrere Ebenen anwendbar aber auch abhängig von der jeweiligen Fragestellung oder dem jeweiligen Forschungskontext sind.

Alle Analysemethoden aufzulisten, würde den Rahmen hier deutlich sprengen, vor allem, da viele auf dem gleichen Grundkonzept aufbauen, aber jeweils einen unterschiedlichen Schwerpunkt haben. Die verschiedenen Grundkonzepte sollen allerdings kurz vorgestellt werden. Eine umfassendere Auflistung findet sich erneut im Glossar von Collar et al. 2015, 17–25 sowie Graham et al. 2015, 214–232. Sehr in die Tiefe (auch was mathematische Konzepte anbelangt) geht dabei Borgatti 2013, wo sich eigene Kapitel mit den theoretischen Grundlagen und Aussagemöglichkeiten der jeweiligen Analysemethode beschäftigen.