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Nutzung von 3D Modellen: Forschung und Öffentlichkeitsarbeit

Wie eingangs erwähnt, gibt es ein breites Spektrum dessen, was mithilfe von 3D-Rekonstruktionen dargestellt werden kann, die aber alle eines gemeinsam haben: Sie sind ein Versuch, vergangene und verlorene ‚Dinge‘ zu visualisieren, wobei diese Dinge ganz viele verschiedene Formen annehmen können, von Architektur, über Landschaften, von Objekten und Ritualen, bis hin zu Menschen.

Dabei werden 3D-Modelle wie bereits eingangs kurz erwähnt in verschiedenen Bereichen eingesetzt.  

In der Museumspädagogik (oder auch historischen Bildung) für:

  • VR/AR-Anwendungen
  • Lehrfilme
  • Projektionen
  • interaktive Installationen
  • 3D-Drucke. 

In der wissenschaftlichen Anwendung:

  • als veranschaulichende Visualisierung von Forschungsdaten in Form von 2D-Renderings für Publikationen
  • als 3D-Dokumentation zur Ergänzung klassischer Grabungsdokumentation
  • für die Erfassung historischer Gebäude
  • für räumliche Analysen zur Kenntlichmachung der Nutzung von Kulturräumen (spatial analysis), Landschaften und Städten (z.B. Raum-, Sichtlinien-, Landscape-, und Lichtanalysen)
  • als mechanische digitale Rekonstruktionen anstelle (oder bevor) aufwendige physische Modelle erstellt werden.

3D-Modelle erlauben es hier (sowohl in der Forschung als auch im Museum) ganz verschiedene Datensätze miteinander zu kombinieren, wie z.B. 2D-Pläne von Landschaften oder Städten mit 3D-Gebäuden. Gerade während der Corona-Pandemie konnten einige Museen mithilfe digitaler 3D-Modelle Teile ihrer Sammlung auch weiterhin weltweit zugänglich machen – ganz bequem vom eigenen Browser aus (z.B. der Pergamonaltar der Berliner Antikensammlung, die intensivierte Digitalisierung des Smithsonian oder der Initiative des ZDF, Digitale Kunsthalle).

Unabhängig von der Anwendung, basiert jede Rekonstruktion (egal ob digital oder analog, 2D oder 3D) im Kern auf drei Komponenten:

  • Primärquellen – das, was noch bis ‚heute‘ erhalten ist

  • Sekundärquellen – Parallelüberlieferungen, historische Beschreibungen, Pläne oder Darstellungen, ethno-archäologische, bzw. anthropologische oder experimentelle, Daten

  • Guesswork‘ – eigene Interpretation, um die noch offenen Lücken zu füllen

Gleichzeitig gilt für jede Rekonstruktion dieses Zitat von Simon James:

“Even if you follow the rules [of reconstruction], the only certain thing about any reconstruction drawing is… that it is wrong. The only real question is, how wrong is it?” James, S. 1997, 25.

Dies meint, dass auch wenn wir noch so sorgfältig arbeiten , sich spätestens beim Ergänzen von  Überlieferungslücken,immer ein (oder mehrere) Fehler einschleichen wird – schlicht, weil bestimmte Elemente die Zeit nicht überdauert haben und man überlegen muss, wie man diese Lücken füllt (selbst wenn das Ergebnis sich nur um Millimeter vom ursprünglichen Zustand unterscheidet, ist es eben nicht mehr 1:1 dasselbe, auch wenn es im Großen und Ganzen keine unmittelbare Bedeutung für die Aussagekraft der Rekonstruktion hat). Heißt, man kann sehr nah an den Zustand kommen, wie er in der Vergangenheit gewesen ist, jedoch passiert hier das gleiche, wie bei der ‚traditionellen‘ historischen Arbeit: Sobald es Lücken in der Überlieferung gibt und diese plausibel durch eigene Interpretationen gefüllt werden müssen, können verschiedene Forscher*innen zu verschiedenen Interpretationen gelangen. Und gerade diese verschiedenen Interpretationen ermöglichen es auch, dass (im Idealfall) ein Forschungsdiskurs zustande kommt. Wichtig ist daher, dass auch Rekonstruktionen nicht so einfach für sich alleinstehend betrachtet werden können, sondern eng mit der Person, welche die Rekonstruktion erstellt und die Interpretationen vornimmt, verknüpft ist. Dies führt uns nun zum Punkt der allgemeinen Vorteile und Nachteile von 3D Rekonstruktionen.

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