Was will diese Einführung erreichen?
Netzwerkanalysen erfreuen sich einer großen Beliebtheit in den Geisteswissenschaften, insbesondere der Geschichte und Archäologie, weil sie – vermeintlich – komplexe Beziehungsgeflechte, die schwer fassbar sind, auswertbar und visualisierbar machen können. Ein Problem hierbei ist, dass Netzwerkanalysen bis in die 2010er Jahre (und sogar teilweise noch bis heute) oftmals genutzt wurden/werden, weil sie en vogue sind (vor allem bei der Einwerbung von Drittmitteln, deren Geldgeber zunehmend auf digitale Methoden und Konzepte Wert legen); es wird jedoch oftmals nicht die Frage gestellt, ob eine Netzwerkanalyse und der daraus resultierende Netzwerkgraph überhaupt einen analytischen Mehrwert bieten oder ob die Visualisierungsmethode einfach nur unnötigen Arbeitsaufwand bedeutet.
Diese Einführung soll daher eine erste Orientierung zur Annäherung an dieses Thema bieten, wichtige Grundbegriffe – das Vokabular – erklären und grundlegende Analyseansätze vorstellen; das Vokabular ist dabei fächer- und sprachenübergreifend, sodass damit beliebige Netzwerke leicht und verständlich besprochen werden können. Diese Begrifflichkeiten, die vor allem Charakteristika von Netzwerken beschreiben, helfen außerdem dabei, Netzwerkanalysen einzuordnen, da bestimmte Eigenschaften (wie z.B. gerichtete und gewichtete Netzwerke) auch zur direkten Folge haben, welche Analysemethoden und -algorithmen überhaupt hierauf angewandt werden können; gleichzeitig übermitteln sie die im Projekt getroffenen Entscheidungen bezüglich der Verknüpfung von Datensätzen, aber auch mögliche Probleme: so können beispielsweise multimodale bzw. multiplexe Netzwerke kaum zielführend analysiert werden und müssen in mehrere monomodale bzw. monoplexe Netzwerke aufgeteilt werden, um sie zu analysieren. Aber alles der Reihe nach, wir wollen uns dem schrittweise annähern.
Nach dieser Einführung sollten die Studierenden in der Lage sein, sowohl eine Bewertung der Methode für die eigene Arbeit vorzunehmen (Aufwand/Nutzen) als auch mit Netzwerkanalysen in der Forschungsliteratur umzugehen und diese einzuordnen.
Empfohlene Zitierweise
Daniel Hinz, Netzwerktheorie, in: historicum-estudies, 2023 (Datum des letzten Besuchs).