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Interpretation von Bild- und Sachquellen

Wie Texte können auch Bilder und Objekte für verschiedene Fragestellungen herangezogen werden. Sie können als Quelle der Kultur-, Rechts-, Mentalitäts-, Sozial-, Wirtschafts- Technik-, Verfassungs- und Alltagsgeschichte dienen, da sie Personen, Dinge und Handlungen ihrer Epoche repräsentieren. Bei Bildern ist zu beachten, dass sie keine Abbildungen der vergangenen Realität darstellen, sondern die Wirklichkeit selbst bereits deuten und dabei ihrerseits kulturellen, sozialen und gattungsspezifischen Konventionen unterliegen. Es ist daher notwendig, dass bei Bild- und Sachquellen eine ebenso gründliche Quellenkritik erfolgt wie bei schriftlichen Quellen.

Am Anfang der Arbeit mit Bild- und Sachquellen steht die Beschreibung der Quelle, ohne sie zu deuten. Zu beachten sind ferner Gattung und Kontext des Bildes bzw. des Objekts: Ist das vorliegende Bild Teil eines Altarretabels, eine Buchmalerei oder handelt es sich um eine Druckgraphik? Wurde das Objekt in einer archäologischen Grabung aufgefunden oder stammt es aus einem Kirchenschatz? Liegt Ihnen eventuell in Ihrer Abbildung ein Detail aus einer umfangreicheren Komposition vor? Sind an dem vorliegenden Objekt Umarbeitungen oder Ergänzungen vorgenommen worden?

Auf die Beschreibung und quellenkritische Einordnung folgt bei Bildern – oft bearbeiten Sie Sachquellen auch aufgrund einer Abbildung, etwa einer Fotografie in einem Ausstellungskatalog – eine sog. ikonographische Analyse, bei der die Bedeutung der Bildelemente (z.B. Symbole, Farben, Gestik und Mimik dargestellter Personen) bestimmt wird. Auch gattungsspezifische Konventionen sollten hier herausgearbeitet werden. Am Schluss steht schließlich eine Interpretation des Bildes bzw. des Objekts. Hierzu muss die Quelle in den zeitlichen und räumlichen Kontext eingeordnet werden.

Zu beachten ist, dass der gegenwärtige Aufbewahrungsort nicht der Herstellungsort des Objekts sein muss. Wenn die Werkstatt, der Handwerker, der Künstler bekannt ist, sollte das Werk mit seinem übrigen Œuvre und seiner Biographie in Beziehung gesetzt werden. Sowohl die Intention des Künstlers (Idealisierung? Verspottung?) als auch diejenige des Auftraggebers und der Präsentationsort bzw. der Funktionskontext sind von erheblicher Aussagekraft.