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Chronologischer Rahmen

Zentrales Kriterium für den Beginn des von der Alten Geschichte untersuchten Zeitraums ist das Einsetzen von Schriftlichkeit. Die ersten Schriftzeugnisse in einer Frühform der griechischen Sprache (sog. Linear B) stammen aus der Zeit der mykenischen Palastkultur (ca. 1600–1100 v. Chr.). Auch die ältere, auf Kreta beheimatete Palastkultur der Minoer (2600–1450) kannte zwar bereits eine damit engverwandte Form der Silbenschrift (sog. Linear A), bei der es sich allerdings nicht um einen griechischen Dialekt, sondern wohl um eine anatolische Sprache handelt. Diese Kultur ist daher kein Teil der Alten Geschichte im engeren Sinne. Auch wenn die Erforschung der mykenischen Kultur in jüngerer Vergangenheit als eigentlicher Beginn der griechischen Geschichte zunehmend stärker in den Blick tritt, muss sie doch noch immer als ein Randgebiet der Alten Geschichte gelten. Erst mit den Homerischen Epen (seit ca. 750 v. Chr.) gibt es eine ununterbrochene griechische Schriftkultur, und erst seit dieser Zeit sind uns Schriftquellen von größerem Umfang und in größerer Zahl überliefert. Der Schwerpunkt althistorischer Forschung liegt daher auf der Zeit ab der zweiten Hälfte des 8. Jhd. v. Chr.

Das Ende der Antike wird allgemein auf das 5. oder 6. Jhd. n. Chr. gelegt, wobei man zwischen einem Ende im Westen und einem Ende im Osten differenzieren kann. Als konkrete Enddaten stehen verschiedene Ereignisse zur Verfügung, wie z. B. die Absetzung des letzten weströmischen Kaisers, Romulus Augustulus, 476 n. Chr. oder der Tod Iustinians I. 565 n. Chr., der als letzter einen Versuch der Wiedereroberung des Imperium Romanum unternahm. Auch das Jahr 636 n. Chr. kann als Enddatum der Antike genannt werden, da damals die arabische Expansion mit der Eroberung Syriens und Palästinas zum ersten Mal die Stabilität und vor allem den überregionalen Handel teilweise zusammenbrechen lassen. Einige sehen sogar erst die Krönung Karls des Großen 800 n. Chr. als Ende der Antike an. Die Antike – bzw. unser Wissen um die antike Geschichte – beginnt und endet nicht in allen oben angesprochenen geographischen Räumen zur gleichen Zeit. Während auf Kreta die mykenische Palastkulturen um 1500 v. Chr. bereits Schriftzeugnisse eine komplexe Sozial- und Wirtschaftsorganisation erkennen lässt, kann man etwa in Italien erst ab ca. 800 v. Chr. von antiker Geschichte sprechen. Als Iustinian I. 565 n. Chr. in Konstantinopel stirbt, gehören etwa Schottland oder das Rheinland schon lange nicht mehr zum Imperium Romanum. Vor allem aber lässt sich die Antike nicht nur über die in ihr existierenden Staaten definieren. Zum Kern der Antike gehören eine hoch entwickelte Stadtkultur, eine den gesamten Mittelmeerraum umspannende Bildungs- und Wirtschaftsgemeinschaft und ein aufgeklärtes Verständnis des Kosmos. All das verschwand nicht durch eine Schlacht oder den Tod eines Herrschers, sondern in einem jahrhundertelangen Prozess.

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