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Quellen

Quellen werden in Ihrem Studium eine große Rolle spielen, weil sie die Basis historischer Forschung bilden. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die Arbeit mit Quellen anzugehen und produktive Quellenanalysen durchzuführen.[1]

Zur Erinnerung: Ihre Fragestellung entscheidet darüber, welche Materialien in Ihrer Arbeit als Quellen und welche als wiss. Literatur genutzt werden können. Wenn Sie sich bei der Recherche, Erschließung oder Zitation von Quellen unsicher sind, wenden Sie sich an Ihre Lehrperson. Für die Zitation entscheidend ist vor allem die Unterscheidung von ungedruckten und gedruckten Quellen, die im Folgenden erläutert wird.

 

Ungedruckte Quellen

„Ungedruckte Quellen“ sind dabei die in Archiven vorhandenen historischen Dokumente und Materialien. Die Benutzung von Archiven[2] werden Sie im Laufe Ihres Studiums kennenlernen, sie bildet einen wichtigen Bestandteil im Berufsleben von Historiker*innen. Ein Online-Tutorial in historicum.estudies.net beschäftigt sich mit der Archivarbeit.[3]

Archivalische Akten werden sehr häufig nicht wie Bücher mit einer Seitenzahl (sog. Paginierung), sondern einer Blattnummer gezählt, einer sog. folio-Angabe (lat. folio = „auf dem Blatt“, von lat. folium = „Blatt“), man spricht auch von einer Folierung. Die Abkürzung lautet dabei fol. Ein Blatt hat eine Vorderseite (recto, Abkürzung r) und eine Rückseite (verso, Abkürzung v).

Die Grundform der korrekten Angabe für alle Arten von archivalischen Quellen lautet wie folgt:

 

Format:

Name des Archivs [Komma] Nummer (und ggf. Name) des Bestandes [Komma] Nummer (und ggf. Name) der Akte [Komma] fol. Blättter (Folio-Angaben) oder wie in einem Druckwerk Seitenangaben [Punkt]

 

Beispiele:

Historisches Archiv der Stadt Köln (HAStK), Best. 1105 (Ferdinand Franz Wallraf), A 27 (Biographisches), fol. 7r–8v.

 

Landesarchiv Berlin, B Rep. 042, Bd. 1: Amtsgericht Charlottenburg, Blatt 53.

 

Einzelne Dokumente, die Sie zitieren, können auch vor dieser Angabe mit einem Titel versehen werden, damit sie von den Leser*innen besser eingeordnet werden können als die reine Signatur:

 

Beispiel:

Ferdinand Franz Wallrafs erstes Testament vom 22. April 1783, Historisches Archiv der Stadt Köln (HAStK), Best. 1105 (Ferdinand Franz Wallraf), A 27 (Letztwillige Verfügungen), fol. 7r–8v.

 

Archivalische Quellen können auch ohne Nennung einer „sprechenden“ Bestands- und Aktenbezeichnung zitiert werden, was eine sehr kurze Angabe ergibt – solange sich das Dokument eindeutig zuordnen lässt, ist das möglich:

 

Beispiel:

HAStK, Best. 1105, A 27, fol. 7r–8v.

 

Bei archivalischen Quellen muss im Quellenverzeichnis am Ende der Arbeit nicht jedes Dokument, das verwendet wurde, nochmals einzeln aufgelistet werden. Es genügt, wenn Sie den Namen des Archivs sowie die Signatur des Quellenbestandes alphabetisch sortiert angeben.

 

Format:

Name des Archivs [Komma] Signatur [Punkt]

 

Beispiele:

Landesarchiv Berlin, B Rep. 042.

 

HAStK, Best. 1105.

 

Gedruckte Quellen

Viele Quellen werden Ihnen (besonders zu Beginn des Studiums) gedruckt in sogenannten Quelleneditionen begegnen: Diese Materialien sind von Herausgeber*innen zusammengestellt, quellenkritisch erschlossen und in als Quellensammlungen in Druckwerken oder Onlinepublikationen veröffentlicht. Diese Quellen heißen ediert (= herausgegeben und nicht „editiert“, denn editieren bedeutet verändern). Von einer guten Quellenedition können Sie erwarten, dass sie den historischen Text so aufbereitet und (in einem Fußnotenapparat z. B.) kommentiert, dass die Lektüre und das Verständnis der Zeugnisse ermöglicht werden, aber die Interpretation nicht vorweggenommen wird.

Unklare und heute ungebräuchliche Begriffe werden erläutert, biografische und kontextuelle Informationen geliefert, Unklares aufgeschlüsselt und Querverweise gezogen. Dabei fallen die Eingriffe in den überlieferten Text gleichzeitig so geringfügig wie möglich aus, er soll möglichst ohne Verzerrung präsentiert werden. Wenn eine Modernisierung der Sprache stattfindet, so wird diese erläutert und gekennzeichnet, genauso wie parallele, abweichende Überlieferungen oder unsichere Lesarten transparent offengelegt werden.[4] Eine gute Quellenedition nimmt Ihnen also die erste Erschließung der Originalmaterialien ab (so wie Sie sie im Archiv selbst vornehmen müssten), sodass Sie bestenfalls direkt mit Ihrer Forschungsfrage an die Quelle herantreten können.

Es gibt bei der Zitation ganzer Quelleneditionen zwei verschiedene Optionen: Sie können die / den historischen Quellenautor*in zuerst nennen oder zuerst die modernen Editor*innen bzw. Herausgeber*innen der Quelle. Für beides gibt es gute Argumente. In der neueren Geschichte ist die zweite Variante üblicher.

 

Format:

Name(n) [Komma] Vorname(n) des Herausgebers / der Herausgeber*innen [Komma] Titel der Edition (aus der im Regelfalle der Name des/der Quellenautors*in und der Titel der Quelle hervorgehen) [Komma] Verlagsort(e) Jahr [Komma] S. Seitenangabe(n) des Zitates [Punkt]

 

Beispiele:

Brändle, Fabian / Sieber, Dominik (Hrsg.), Augustin Güntzer: Kleines Biechlin von meinem gantzen Leben. Die Autobiographie eines Elsässer Kannengießers aus dem 17. Jahrhundert. Köln u. a. 2002.

 

Peters, Jan (Hrsg.), Peter Hagendorf – Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg, Göttingen 2012.

 

Einzelne Dokumente aus Quelleneditionen ähneln in der Zitation Beiträgen in Sammelbänden:

 

Format:

ggf. Name(n) des/der Autor*in(nen) [Komma] ggf. Vorname(n) [Komma] ggf. Titel des zitierten Dokuments, Briefs etc. [Komma] in [Doppelpunkt] Name(n) [Komma] Vorname(n) des Herausgebers/der Herausgeber (Hrsg.) [Komma] Titel der Edition, Verlagsort(e) Jahr [Komma] S. Seitenangabe(n) des Zitates [Punkt]

 

Beispiel:

Adenauer an Johann Hamspohn am 11.12.1917, in: Schulz, Günther (Hrsg.), Konrad Adenauer 1917–1933. Dokumente aus den Kölner Jahren, Köln 2007, S. 69.

 

Auch die historischen Presseerzeugnisse (wie z. B. Zeitungsartikel) sowie zeitgenössische Monographien und andere Veröffentlichungen zeitgenössischer Autor*innen kann man (je nach Fragestellung) als gedruckte Quellen bezeichnen. Zeitgenössische Publikationen werden je nach Textart zitiert wie Literatur. Sie gehören aber ins Quellenverzeichnis – nicht ins Literaturverzeichnis!

 

Beispiele:

Bayer, Josef, Köln um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts (1770–1830). Geschildert von Zeitgenossen, Köln 1912.

 

Kautsky, Karl, Wie der Weltkrieg entstand: dargestellt nach dem Aktenmaterial des Deutschen Auswärtigen Amts, Berlin 1919, S. 7.

 


[1] Vgl. Budde, Quellen; Cersovsky, Eva et. al., Tutorium Quellenarbeit, in: historicum-estudies.net, 2023, URL: https://historicum-estudies.uni-koeln.de/wissenschaftliches-arbeiten-i/tutorium-quellenarbeit (letztes Abrufdatum: 5.12.2023) und Rhode/Wawra (Hrsg.), Quellenanalyse.

[2] Vgl. Budde, Quellen, S. 61f.

[3] Burkhardt, Martin, Tutorium Archivarbeit, in: historicum-estudies.net, 2014, URL: https://historicum-estudies.uni-koeln.de/wissenschaftliches-arbeiten-i/tutorium-archivarbeit (letztes Abrufdatum: 5.12.2023). Vgl. dazu auch Ders., Arbeiten im Archiv. Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer, Paderborn 2006.

[4] Rohrschneider, Michael, Tutorium Quelleneditionen analog und digital in: historicum-estudies.net, 2014, URL: https://historicum-estudies.uni-koeln.de/wissenschaftliches-arbeiten-i/tutorium-quelleneditionen (letztes Abrufdatum: 5.12.2023).