zum Inhalt springen

Tagesdatierung

Die Tagesdatierung erfolgt im Früh- und Hochmittelalter üblicherweise in der Form des römischen Tagesdatums, häufig aber auch nach Heiligenfesten (siehe dazu unten).

Römische Tagesdatierung

Die Berechnung des Datums nach dem römischen Kalender geht von drei Fixpunkten aus:

Kalenden (kal.): stets der 1. Tag eines Monats
Nonen (non.): der 9. Tag vor den Iden; also normalerweise der 5. eines Monats, aber in den Monaten März, Oktober, Mai, Juli (den sog. „Momjul“-Monaten) der 7. des Monats
Iden (id.): normalerweise der 13. eines Monats, in den „Momjul-Monaten“ allerdings fallen die Iden auf den 15. des Monats


Von diesen Fixtagen aus (einschließlich des Tages selbst) wird zurückgerechnet. Folgende Regeln dienen der Berechnung des Tagesdatums:

  • Für die Kalenden gilt: Tage des Vormonats + 2 - Anzahl der angegebenen Kalenden.
    • BEISPIEL:  VIII. Kal. Maii.
    • Der April hat 30 Tage; also 30 + 2 - 8 = 24. April.
    • Bei den Kalenden des März ist für die Bestimmung des Datums zu prüfen, ob es sich bei dem angegebenen Jahr eventuell um ein Schaltjahr handelt. In Schaltjahren hat der Februar 29 Tage, wobei im Mittelalter der 24. Februar zweimal gezählt wird (lat. bis VI. kal. Mart., der Schalttag wird daher auch dies bissextus genannt). Ausführliche Hinweise dazu können Sie bei Grotefend: Zeitrechnung, Bd. 1, unter dem Lemma „Römische Datirung“ auf S. 167f. nachlesen. Dieser Abschnitt findet sich auch in der Online-Version des Grotefend.
       
  • Für die Nonen gilt: der Tag, auf den die Nonen in dem angegebenen Monat fallen + 1 - Anzahl der angegebenen Nonen („Momjul“-Monate beachten).
    • BEISPIEL: V. Nonas Julii  („Momjul“-Monat!)
    • 7 + 1 - 5 = 3. Juli
       
  • Für die Iden gilt: der Tag, auf den die Iden in dem angegebenen Monat fallen + 1 - Anzahl der angegebenen Iden („Momjul“-Monate beachten).
    • BEISPIEL: pridie (= II.) Idus Februarii.
    • 13 + 1 - 2 = 12. Februar.

Ebenfalls kennen sollte man einige Wendungen, die Tage in Relation zueinander setzen, so z.B.:

  • vigilia, pridie: Vortag;
  • in crastino (die), postridie: am folgenden Tag;
  • octava (die): der achte Tag danach
Datierung nach kirchlichen Festtagen

Häufig erfolgt die Tagesdatierung auch nach Heiligenfesten (ein alphabetisches Verzeichnis findet sich bei Grotefend: Taschenbuch, S. 30–110), so z.B.: assumptio Marie: Mariä Himmelfahrt (= 15. August); octavas pentecostis (Trinitatis): Sonntag nach Pfingsten; vigilia pasche: Osternacht (= Karsamstag). Zur Auflösung dieser Tagesdatierung benötigen Sie den Wochentag des entsprechenden Heiligenfestes:

Bestimmung eines Wochentages

Schlagen Sie im Grotefend die Tabelle „XV. Festzahlen, alter Stil“ nach. Die Bezeichnung „alter Stil“ bezieht sich auf den Julianischen Kalender, der im gesamten Mittelalter gültig war, der „neue Stil“ auf den Gregorianischen Kalender, der 1582 eingeführt, teilweise aber erst später befolgt wurde (beispielsweise in protestantischen Gebieten Deutschlands erst 1700). Suchen Sie in dieser Tabelle das entsprechende Jahr und notieren Sie sich die zugeordnete Zahl.

Beispiel
Anno Domini MCCCIII feria sexta ante Johannis Baptiste (Im Jahre des Herrn 1303 am Freitag vor Johannis der Täufer)

In der Spalte „Jahrzehnte“ müssen Sie die Zeile „130“ suchen (für die Jahre 1300–1309) und anschließend in dieser Zeile in der Spalte mit dem entsprechenden Einser nachsehen (für 1303 also „3“). Die dem Jahr zugeordnete Zahl (im Beispiel 17) verweist auf eine weitere Tabelle im Grotefend. Schlagen Sie diese Tabelle auf und suchen Sie den entsprechenden Heiligentag.

In der Online-Version können Sie sich bei „Tafeln – Die 35 Kalender“ den Ostertermin berechnen lassen und anschließend zum entsprechenden Kalender wechseln (im Beispiel also Kalender Nr. 17).
Zurück zur Auflösung des Beispiels: Das Heiligenfest Johannes des Täufers findet am 24. Juni statt. Der 24. Juni ist im Jahr 1303 ein Montag. (Beachten Sie: die Woche beginnt stets mit dem Sonntag. In der Tabelle im gedruckten Grotefend ist der Wochenbeginn durch einen waagerechten Strich gekennzeichnet, in der Online-Version ist der Sonntag gelb hinterlegt.) Der Freitag vor dem Johannisfest im Jahr 1303 ist somit der 21. Juni.

Hinweis: Falls es sich beim betreffenden Jahr um ein Schaltjahr handeln sollte, ist das Jahr in beiden Tabellen mit einem * gekennzeichnet. (Dies gilt nur für die gedruckte Version. In der Online-Version finden Sie diesen Hinweis nicht.) Für diese Jahre gelten die ersten beiden Spalten mit der Überschrift „Schaltjahr“.